(wurde zu meinem Beitrag “Was soooo Teuer” hinterlassen)

Hallo Thomas – vielen Dank für Dein Kommentar (hier geht´s zum Beitrag) – aber Deine Ausführungen hinken ein wenig!

Ich möchte Dir Dein Beispiel einmal erklären und Vorrechnen. Also faktisch ist es erst einmal unmöglich alle 10 Minuten einen Haarschnitt zu machen – denn alle Kunden bekommen ja nicht den gleichen Haarschnitt – bei dem einen geht es sehr schnell (so wie bei Dir) und bei den anderen ist es unglaublich aufwendig und dauert z.T. drei Mal so lange. Insbesondere Billigfriseure kalkulieren ihre Preise in einer Mischkalkulation – d.h. der Haarschnitt kostet immer das gleiche – der, der wenig Aufwand bekommt zahlt also viel und der der viel bekommt dann viel zu wenig! Am Ende wird es schon einigermaßen hinkommen (so die Denke dieser Salonbetreiber) – gerecht ist anders – weswegen wir auch kaum Mischkalkulation betreiben und der Kunde wirklich nur zahlt, was er auch erhält!

Oft liegt der Fehler auch bei der falschen/oder fehlenden Berechnung (Kalkulation) der Kosten und Zeiten – so kostet ein Kurzhaarschnitt 45 min- Zeit) bei einer Dame z.B. 45€ und der Dame mit den langen und dicken Haaren (z.B. 60min) zahlt nur 50€ – richtig berechnet müssten es eigentlich 15€ mehr sein und nicht nur 5€ – der Kunde bezahlt für seinen Kurzhaarschnitt natürlich viel zu viel (aber nur im Verhältnis) und empfindet das als zu teuer – was aber eigentlich gar nicht der Fall ist, denn der andere Schnitt ist eben viel zu billig berechnet! An Ende ist es der nicht so schlaue Friseur, der drauflegen muss und der Kurzharrkunde, der sich über seinen vermeintlich zu teuren Haarschnitt ärgert!

Also in unserem Salon, sind wir bei einfachen Maschinenschnitten (ausschließlich von Azubis gefertigt ca. 10 min Aufwand) fast um die Hälfte günstiger (9€) und bei einem Standard Herrenhaarschnitt fast doppelt so teuer (30€ für 30min) – wie Du siehst ist die Wahl des Friseurs nicht nur der eigentliche Preis wichtig, sondern eben auch die Preisgerechtigkeit!

So und nun einmal zu Deiner Berechnung!

Alle 10 min. 16€ wären tatsächlich 96€ Umsatz pro Stunde – aber jeder Mensch bekommt ja nicht nur den einen Schnitt, sondern man empfängt ihn und begrüßt ihn, setzt ihn zu seinem Platz, evtl. muss man noch etwas zum Lesen oder Trinken holen und auch einmal kurz erklären lassen, was überhaupt passieren soll, muss man auch. Später muss der Kunde noch kassiert und verabschiedet werden und da wir dann den nächsten Kunden nicht auf den dreckigen Platz setzten, müssen wir also den Platz reinigen und die Haare wegfegen! Schon sind wir schnell bei dem doppelten Arbeitseinsatz – von den von Dir berechneten 96€ bleiben, richtig angesetzt, nur noch 48€ die Stunde übrig – das ist nun nicht mehr sonderlich üppig.

OK – wir machen mal einen Schnitt zum leichteren Rechnen und Glauben, dieser Friseur würden genau 60€ pro Stunde erarbeiten können – ein durchaus realistischer und auch gesunder Wert – denn wer will und kann dauerhaft alle 10 min einen Kunden durchpfeifen? Das wäre absolut unmenschliche Fließbandarbeit und mit einer Arbeit am Menschen auch nicht durchführbar!

Das würde bedeuten der Friseur müsste etwa vier Kunden pro Stunde bedienen – immer noch eine ziemliche Belastung – aber der Mitarbeiter Verdient ja auch fürstliche 40-45% an dem Schnitt – der soll sich mal nicht so anstellen!?

Jetzt wunderst Du Dich wohl, warum der Friseur so ein fürstliches Gehalt bekommt?

Hast du sicherlich etwas anderes gehört!? Also, Friseurarbeit ist reine Handarbeit, sprich wir können diese Arbeit keiner Maschine überlassen, sondern müssen dies von Hand tun – auch haben wir keinerlei Wareneinsatz, so ist die Arbeit natürlich extrem manpowerlastig, und zwar zu 99%!

Reine Handarbeit kostet nun mal fürchterlich viel – da Friseure in der Regel aber mit Hungerlöhnen abgespeist werden,  sind die produktiven „Lohnkosten“ immer über 40% – in meinem Fall, weil ich unverhältnismäßig hohe Löhne zahle sogar über 50%.

Nun fragst Du Dich wo sollen denn bei den niedrigen Löhnen diese hohen Kosten herkommen?

Ok, auch das kann ich Dir erklären – wir zahlen ja nicht nur Löhne – sondern auch noch Lohnnebenkosten in Höhe von 22,5% und auch den Urlaub und die Feiertage der Mitarbeiter müssen wir bezahlen, kommen weiter 20% auf die eben schon geleisteten Löhne und Nebenkosten drauf – dazu kommen Kosten für die Berufsgenossenschaft – auch Innungs- und Kammerbeiträge werden oft anhand der Lohnkosten berechnet und Lohnbuchhaltung etc. geht mit enormen Kosten jeden Monat wirklich steil – der Steuerberater lässt sich nämlich nicht, wie wir dusseligen Friseure mit „nur“ 30-60€ pro Stunde abspeisen und wie gesagt – 60€ die Stunde traut sich wirklich kaum ein Friseur zu nehmen.

Aber warum eigentlich nicht?

Warum trauen sich Friseure das nicht? Wir gehören einem traditionellen und ehrbaren Handwerk an. Sind in teuren Innungen organisiert und müssen für eine Selbständigkeit zwingend einen Meistertitel erlangen! Die Kunden zahlen gerne für andere Handwerkstätigkeiten mehr als das dreifache als beim Friseur und kommen uns dann mit Rechnungen, die schon nach kurzer Betrachtung komplett daneben sind – und werfen uns vor, das wir zu teuer wären – auf der anderen Seite schimpfen sie dann über die miesen Arbeitsbedingungen und schlechten Gehälter!?

Mittlerweile hat es wirklich auch der letzte Dulli verstanden – mit diesen Löhnen will den Job keiner mehr machen. Das Thema Fachkräftemangel in nahezu allen Bereichen ein großer Schrecken – schlägt in unserer Branche gerade aber wie die Axt im Walde und führt dazu, dass Kunden auf der Suche nach einem „guten“ Friseur verzweifelt durch die Gegend rennen und Friseurunternehmer die am Markt noch freien Friseure  einfach nicht einstellen können!

Glaub es oder glaub es nicht – aber die Brache steht kurz vor dem Kollaps und Haarschnitte für 16€ (und das ist wirklich ein absoluter Scheißpreis) mit dem Du Lohndumping und Mitarbeiterausbeute und Sozialversichungsbetrug unterstützt, wird es in naher Zukunft nur noch bei den Geldwaschmaschinen geben – die in Wirklichkeit nichts mit dem Friseurberuf zu tun haben!

Was Deine Ausführungen zum Thema Lohn und Schwarzgeld anbelangt – ja, richtig das sind alles Praktiken die Kunden beim Billigfriseur zum Teil unterstützen – aber auch kriminelle Clanstrukturen stehen hier oft dahinter, weswegen wir uns über dicke Autos bei den “Unternehmern” nicht sonderlich wundern!

Ganz liebe Grüße Christian Funk