Vor vielen Jahren bin ich quasi mit „DER Wella“ als kleiner Azubi aufgewachsen, durfte schon in der Ausbildung viele Seminare und auch das Wella Studio Hamburg und sogar Darmstadt besuchen und habe damals gedacht, das ist mit Abstand die genialste Friseurkosmetik-Firma, die es geben kann. Dieser Glaube hielt gefühlt mein halbes Friseurleben stand und wuchs sich sogar noch aus. Es war schon irgendwie eine familiäre Vereinigung damals und so auch zum Start in die Selbstständigkeit, mit einer guten und fairen Finanzierung überhaupt erst zu ermöglichen, da ich bei null anfing.
Ich hatte über die Jahre auch immer ein besonders gutes Verhältnis zu meinen Wella-Vertretern – bis man mir Stefan Möser vorsetzte, mit dem ich dann sogar privat bis heute eine echte Freundschaft entwickelte. Die größte Stärke dieser Firma, so finde ich auch heute noch, ist die Education-Power am Markt und die Menschen dahinter – sicherlich ein Grund, warum ich trotz der dann eintretenden Unzufriedenheit immer noch ein bisschen dieser Marke treu geblieben bin! Ich will und möchte jetzt gar nicht so sehr auf das, was mich störte eingehen, sicherlich weiß jeder Interessierte selbst, wo hier die Probleme liegen und wie ich nun aus dem Zirkel der Firma mehrfach sehr selbstkritisch gehört habe, weiß man das auch bei der Wella sehr genau!
Wella war in die Jahre gekommen, angestaubt, unmodern, aber irgendwie auch genial, hatte ich immer das Gefühl, da ist wenig Wandlung und kaum Modernität. Dann der große Hammer 2003, ein Jahr vor meiner Selbständigkeit – der Verkauf an Proctor & Gamble.
Würde jetzt die große Erneuerung und Modernisierung kommen?
JEIN – moderner ja, aber ich habe die Veränderungen nicht als Vorteil empfunden! Dann 2015 – Wella hatte sich für mich fast zur Unkenntlichkeit verändert – der nächste Knall – Verkauf an Coty- nach einem teilweise wie auf dem Basar geführten Kampf. Nur fünf Jahre später kam es vor zwei Jahren zu einem weiteren Verkauf – wobei so richtig ja irgendwie auch nicht – ich habe es dann ehrlich gesagt nicht mehr so richtig verstanden! Fakt ist, ein mir vollkommen unbekannter amerikanischer Investor „KKR“ hatte die Mehrheit der Aktienanteile übernommen, gemerkt haben wir Friseure davon eher nichts. Ich habe oft an die vielen tollen innovativen Mitarbeiter der Wella gedacht und mir war klar, dass dies eine schwere Zeit für sie sein muss. Oft habe ich mich in sie hineinversetzt, insbesondere in der Zeit, als mehre Firmen die Wella damals kaufen wollten und sie zum Schluss keiner mehr haben wollte. Eine traurige Geschichte auch für mich, denn mein Herz hat all die Zeit nie vergessen, wie sehr ich die Wella eigentlich mochte.
Sollte nicht jeder einen Lutz haben!
Aber dann in diesem Jahr kam irgendwie alles anders – ein neuer Vertreter stellte sich bei uns vor, ich hatte mittlerweile keinen Kontakt mehr zu der für uns zuständigen Person, habe dies meiner Mitarbeiterin zu 100% übertragen. Nun bat der „Neue“ um ein Gespräch mit mir persönlich und meine Mitarbeiterin legte mir ans Herz, dem sehr netten Mann diesen Gefallen zu tun, weil ich sicherlich positiv überrascht wäre. Nun gut – Menschen mag ich – die meisten Vertreter (egal von welcher Firma) aber nicht! Trotzdem nahm ich mir eine Stunde Zeit und setzte mich mit Lutz Günter zusammen – und das was ich dann erlebte, überraschte mich sehr. Ein unglaublich sympathischer Kerl! Mit einer großen Portion Selbstkritik nahm er meine kritischen Worte an und bedankte sich auch noch dafür. Ich war überrascht und wenn ich ehrlich bin, auch etwas verwirrt, das war kein Vertreter im herkömmlichen Sinn, das wurde mir sofort klar. Die Gespräche gingen in eine vollkommen andere Richtung, der Typ wollte mir nichts verkaufen, der wollte reden!
Etwas für die Branche erreichen.
Es entstand an diesem Tag etwas Neues, wie neu, das konnte ich an diesem Tag noch nicht so ganz ergründen. Und ja, der Lutz ist kein Vertreter im herkömmlichen Sinne – es gibt da einen Begriff für ihn, aber der ist auch nach 10-mal sagen wieder weg – er ist ein Kommunikator, der Unternehmen mit Potential bei der Entwicklung helfen soll – er war der erste seiner Art – weitere „Lutzes“ wird es nun in ganz Deutschland geben – sogar der Ramin hat jetzt seinen eigenen „Lutz“! 😊
Einige Wochen später bekam ich die Frage, ob ich Zeit hätte, mich mit der Chefin vom Lutz zu treffen – wieder klingelten bei mir die Alarmglocken – spätestens jetzt wollten die mir doch was verkaufen!? Trotzdem, ich war wieder offen für Austausch und hatte etwas Vertrauen. Das Treffen mit der norddeutschen Sales Managerin Kirsten Hanke war dann auch vollkommen anders als gedacht – immer noch ginge es zu 100% niemals darum, mich als Voll-Kunden für die Wella wieder neu zu ködern, sondern darum, dass wir alle an der Entwicklung dieser so wunderbaren Branche arbeiten könnten. Man habe meine Arbeit für die Branche sehr positiv wahrgenommen und könne sich vorstellen, mit mir zusammen etwas zu bewegen. Schön war es, hat mir gefallen, aber es war ein vorsichtiges Beschnuppern und ich bin erfahren genug, vor lauter positiver Stimmung nicht vor Euphorie zu platzen. Was man mir aber erklärte, die Wella stand unmittelbar vor einer größeren Veränderung, alles würde bald anders und natürlich viel besser werden! Ich war vorsichtig positiv, wollte aber erstmal abwarten, was daraus werden würde und ob da nicht nur viel Wind um ein bisschen warme Luft gemacht wurde.
Nun mit Lutz hielt der Kontakt – von Kirsten hörte ich nichts mehr – unser Treffen geriet ein wenig in Vergessenheit. Dann aber, kurz vor der Messe meldete sich Kirsten persönlich bei mir und wir machten ein Date zum Essen aus. Lutz hatte mir mittlerweile erklärt, dass Wella, lange nur ein Teil von Coty, wieder „die Wella“ geworden war – eine eigenständige Firma als GmbH in Darmstadt eingetragen. Ein Messe-Interview mit Kirsten lehnte sie ab, mit der Aussage, dass das nicht ihre Aufgabe wäre und sie mir einen Termin mit dem Oberboss besorgen würde. Gesagt getan – am Messe-Sonntag morgens um 10 Uhr hatten wir einen Termin mit Markus Neher – ich war bisher nie weiter als bis zum Pressesprecher gekommen und dieser/e hatten außer Bla-Bla, warme Worte und einer peinlichen Goodie Bag nichts wirklich Erhellendes zu berichten. Kirsten versprach mir, dass wir drei Amigos mit Tanja zusammen stets herzlich willkommen in der Wella-Lounge wären, um uns zu stärken und auszuruhen, wir müssten nur schauen, dass wir niemandem einen gebuchten Platz klauen würden.
Veräppelt oder bezahlter Schauspieler?
Am Samstag habe ich dann die Wella erstmal alleine besucht, nur ausruhen, Käffchen und Wasser und ein angenehmer Plausch. Ich saß gemütlich mit Kirsten und dem lieben Kollegen Henry Deutsch aus Hamburg zusammen und alles war gut. Dann kam ein riesiger Kerl zu uns und setzte sich ungezwungen an unseren Tisch und wurde mir als mein morgiger Gesprächspartner vorgestellt. Jetzt war ich nicht mehr sicher – das sollte der große Wella-Herrscher sein? Ein bisschen dachte ich, man wolle mir einen Action-Schauspieler vorstellen oder mich veräppeln. Was für ein cooler, aber angenehm zurückhaltender Mann, offen, freundlich – durchaus Kompetenz ausstrahlend, aber völlig anders als gedacht! Ein angenehmes Gespräch später mit der abschließenden sorgenvollen Frage, was ihn denn am darauffolgenden Tag erwarten würde, war ich auch schon wieder – sehr beeindruckt – auf dem Weg zur Messe.
Erst viel später bekam ich mehrere altgediente und mir besser bekannte Wella-Helden vor die Nase und mir fiel auf, wie sehr man den Markus – ja offenbar duzten alle diesen Mann – mochten und verehrten – die Leute setzten allesamt große Stücke auf ihn und man spürte die Veränderung, die hier mit einem Paukenschlag anlief! Auch ich spürte die nächsten Tage diese Veränderung, in größeren und auch feineren Details und ich muss sagen, ich mag diese Veränderung, ich mag die „neue“ Wella, spüre da einen Spirit und bin gerade sehr hoffnungsvoll, dass die gute alte Wella wie Phönix aus der Asche neu erwacht, aber dabei den Duft nach Mottenkugeln und das Altbackene abstreifen kann und neu erwächst! Große Hoffnung weckt große Erwartungen ich bin gespannt!
Neugierig geworden?
Schaut Euch das spannende Interview mit Markus an und entscheidet selbst, ob ich mir zurecht etwas mehr als nur ein bisschen Hoffnung machen darf?
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