Die Diskussion um den Mindestlohn und die Rentabilität von Handwerksberufen ist in vollem Gange. Während andere Gewerke über steigende Kosten und Fachkräftemangel klagen, steht die Friseurbranche vor besonderen Herausforderungen. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, warum Haarschnitte und Colorationen oft weniger einbringen als ein maßgefertigter Schrank oder eine Elektroinstallation.

Das Dilemma der Dienstleistung:

Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Handwerksberufen liegt in der Art der Dienstleistung. Während ein Tischler, Automechaniker oder Elektriker Material oder Ersatzteile mit reichlich Gewinn verkauft und deren Verarbeitung in Rechnung stellt, bietet der Friseur primär reine Handwerkskunst. Der Kunde bringt den „Werkstoff“ – sein Haar – selbst mit. Die Einnahmequelle beschränkt sich auf die Arbeitszeit und das Fachwissen des Friseurs. Ein Grund, warum die Friseurbranche seit Jahren vergeblich darum kämpft, eine reduzierte Mehrwertsteuergrundlage zu erhalten.

Diese Tatsache zwingt zu einer radikalen Umstellung in der Preisgestaltung. Um mit anderen Handwerkern gleichzuziehen, müssten Friseure ihre Preise um 40-60 % anheben. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Salons kämpfen weiterhin mit Dumpingpreisen, getrieben von der Angst, Kunden zu verlieren.

Der Teufelskreis der Billigpreise:

Die Annahme, dass häufigere Kundenbesuche niedrigere Preise rechtfertigen, erweist sich als fataler Irrtum. Die Folgen unkalkulierter Preise, die kaum die Betriebskosten decken, sind fatal. Ein Teufelskreis entsteht: Geringe Einnahmen führen zu niedrigen Löhnen, was wiederum qualifizierte Fachkräfte abschreckt. Nahezu 85 % der Betriebe erwirtschaften angeblich Umsätze, die – selbst bei einer Rentabilität von 20 % – nicht einmal ausreichen würden, um das Einkommen eines Bürgergeldempfängers zu decken. In Vorstellungsgesprächen mit potenziellen Mitarbeitern berichten nahezu alle Kollegen, die ich als Unternehmensberater betreue, dass Bewerber häufig Schwarzgeld verlangen und von „Geld auf die Hand“ beim vorherigen Arbeitgeber berichten.

Man muss kein Rechengenie sein, um zu ergründen, wie viele Unternehmer mit so geringen Umsätzen „überleben“.

Der Fachkräftemangel verschärft die Situation:

Ein weiterer Faktor, der die Branche belastet, ist der eklatante Fachkräftemangel. Auch Quereinsteiger sind rar geworden. Attraktivere Berufsfelder mit höheren Einstiegsgehältern locken potenzielle Mitarbeiter. Die geplante Mindestlohnerhöhung auf 15 € verschärft die Lage dramatisch.

Die Folgen der Mindestlohnerhöhung:

Die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 € wird viele Friseure vor existenzielle Herausforderungen stellen. Viele Salons, die bereits jetzt am Existenzminimum arbeiten, werden gezwungen sein, ihre Preise drastisch zu erhöhen, zu schließen oder noch stärker in die Schattenwirtschaft abzugleiten.

Die Leidtragenden:

Beispiel: Gehen wir von 37 Wochenstunden aus:

      • 12,82 € = 2053,89 € brutto – netto = ca. 1496,76 €
      • 15,00 € = 2403,15 € brutto – netto = 1694,80 €

Es sind also nicht einmal 200 € netto, die beim Mitarbeiter ankommen! Beim Staat kommen aber 152,35 € für jeden Mindestlohnempfänger MEHR an! Das bedeutet, dass bei ca. 8,6 Millionen Mindestlohnempfängern ca. 1.310.210.000 € mehr Einnahmen für die Sozialkassen und Steuereinnahmen für den Staat anfallen!?

Über 1,3 Milliarden Euro – das ist eine Zahl mit 10 Nullen – sind im neuen Schuldenpaket nur ein Tropfen, aber für jeden einzelnen Unternehmer ein gewaltiger Batzen.

  • Unternehmer: Viele Friseurunternehmer arbeiten ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse und können die höheren Löhne nicht stemmen.

Brachiale Herausforderung: Natürlich ist es hierbei nicht mit dem Mindestlohn von 15 € getan – denn die Erhöhung der Mindestlöhne erhöht anschließend auch Tarif- und Grundlöhne, die schon heute über dem Mindestlohn liegen. Aber auch die Lohnnebenkosten steigen und der Anteil des Unternehmers an den Lohnnebenkosten der Mitarbeiter türmt sich weiter auf! Wir steuern auf 20-30 % höhere Lohn- und Lohnnebenkosten zu und viele Unternehmer wissen heute schon nicht, wie sie mit ihren „zu niedrigen“ Stundensätzen die Kosten decken sollen, ohne Geld neben die Kasse zu legen! Lohnstrukturen über 20 € werden in Zukunft Maß der Dinge sein – gute Mitarbeiter werden unter diesem Gehalt lieber bei Aldi Regale füllen!

  • Kunden: Sie müssen für die gleichen Leistungen tiefer in die Tasche greifen, ohne eine signifikante Qualitätssteigerung zu erhalten.

Schattenwirtschaft: Das wird besonders bei der zahlungsschwachen Zielgruppe zu noch mehr Schwarzarbeit und „Ich mach es mir selbst“-Mentalität führen! Schon heute gehen nur 40 % der Bevölkerung noch zum Friseur! Die Nachbarschaftshilfe und die billigen Barbershops – die mit unlauteren Mitteln, Clanstrukturen (Geldwäsche) und unsauberen Methoden (Sozialversicherungsbetrug) am Fiskus und ungestraft und ungeprüft an der Deutschen Handwerksordnung vorbei agieren, wird dies noch beflügeln!

 Die Zukunft der Branche:

Es droht ein großes Friseursterben, vor allem bei kleinen und betriebswirtschaftlich unsauber geführten Betrieben. Die Schwarzarbeit wird weiter zunehmen. Nur jene Salons, die auf Qualität, faire Preise und angemessene Löhne setzen, werden „sauber“ überleben.

Nun mag der eine oder andere von „Marktbereinigung“ reden und glauben, dass sich die Branche gesundschrumpfen wird. Ich glaube – da werden weit mehr Salons den Bach runtergehen, die eigentlich versuchen, ordentlich am Markt zu agieren! Die Insolvenzrate in unserer Branche ist schon heute um über 14 % gestiegen! Das wird bei Weitem noch zunehmen! Über 35 % der Unternehmer geben an, unter 25.000 € Jahresumsatz zu liegen – weitere 25 % liegen angeblich unter 50.000 € Umsatz! Die Arbeiten zum Teil durch die Mikrounternehmer-Regelung legalisiert – schon heute den Großteil ihrer Umsätze am Fiskus vorbei! Dazu kommen noch Tausende (täglich werden es mehr) Billigbarber – deren Geschäftsfelder eigentlich weniger mit Haaren zu tun haben! All jene sind von der Mindestlohnanpassung kaum oder gar nicht betroffen – die profitieren eher davon, da dies ihre Wettbewerbsvorteile noch erhöhen wird!

Ein Appell an die Branche:

Es ist an der Zeit, dass Friseure ihren Wert erkennen und ihre Preise entsprechend anpassen und ihre Qualität auf ein entsprechendes Maß erhöhen. Wer heute nicht auf die Androhung reagiert und an seinem Unternehmen, seinen Preisen und Löhnen arbeitet, der wird morgen von der Welle überrannt werden! Nur so kann die Branche langfristig überleben und ihren Mitarbeitern faire Perspektiven bieten.

Ich habe diese Entwicklung bereits im letzten Jahr vorhergesehen und die Grundlöhne meiner Mitarbeiter um satte 4 € pro Stunde angehoben. Das war eine schwierige Entscheidung und eine noch größere Herausforderung, aber so bin ich heute schon weit entfernt von der drohenden Mindestlohnanpassung. Auch meinen Mandanten habe ich gebetsmühlenartig erklärt, dass sie dringend handeln müssen. Viele haben es nicht geschafft oder hatten nicht den Mut. Jetzt ist es höchste Zeit, sofort zu handeln!

Mögliche Maßnahmen:

  • Betriebswirtschaftliche Schulungen und Beratungen: Friseure müssen lernen, ihre Preise, ihre Löhne, Lohnfaktoren und Stundensätze realistisch zu kalkulieren und mit realistischen Kosten und Zeiten zu hinterlegen.
  • Qualitätsoffensive: Hochwertige Dienstleistungen, Service und Strukturen rechtfertigen höhere Preise.
  • Faire Löhne: Attraktive Gehälter locken qualifizierte Fachkräfte und Nachwuchs an.
  • Kooperationen: Gemeinsame Marketingaktionen, Social-Media- und Webauftritte, die Qualität, Wertigkeit und Wertschätzung widerspiegeln, gemeinsame Zusammenarbeit, um sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen, sind ein Schlüssel, die Herausforderungen zu meistern.
  • Spezialisierung: Etablierung rentabler Dienstleistungen und Entwicklung von Gewinn und Löhnen.

Die Friseurbranche steht vor einem Wendepunkt. Nur wenn sie bereit ist, alte Denkmuster zu überwinden und neue Wege zu gehen, kann sie ihre Zukunft sichern.

„Wir – PreisExpert Friseurcoaching – bieten mit unserem Team von Beratern, die über jahrzehntelange Erfahrung als Friseurunternehmer und Social-Media-Experten verfügen, sowie mit der Expertise hunderter zufriedener Mandanten, gezielte Unterstützung in den genannten Bereichen. Wir führen euch in eine starke Gemeinschaft erfolgshungriger und erfolgreicher Unternehmer, die eure Leidenschaft für den Beruf teilen und gemeinsam ihre Unternehmen entwickeln und zukunftssicher aufstellen wollen.“

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Infos: www.friseur-coaching.de