Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es ist ein Desaster, eine never ending story! Täglich erreichen mich Anfragen, die rund um das Thema “Mitarbeiter gewinnen” kreisen. Tausende FriseurunternehmerInnen sind auf der Suche nach qualifiziertem Personal und Nachwuchs, aber kaum einer wird fündig.

Warum ist das so?

Ein Trost gleich zu Beginn: Ihr seid mit dem Problem nicht allein! Die Kehrseite: Genau DAS ist das Problem! Versteht ihr nicht? Keine Angst, hier kommt der Erklärbär:

Denn unsere komplette Branche leidet unter massivem Fachkräftemangel! Warum? Weil unter den allgemeinen fragwürdigen Bedingungen kaum noch jemand den Friseurberuf ausüben mag. Und diejenigen, die noch Freude an ihrer Arbeit haben, sind natürlich nicht unbedingt auf der Suche, denn gute Leute sind meistens auch gut untergebracht. Und solche Leute zu erreichen, ist schon schwer genug, sie aber dann noch glaubwürdig davon zu überzeugen, dass bei Dir alles besser ist – noch viel schwerer!

Ich habe für das Thema “Mitarbeiter gewinnen” ein ganzes Seminar erarbeitet und weiß aus eigener Erfahrung, dass das wichtigste “Tool”, um an gute Mitarbeiter zu kommen, ein gutes Marketing (hier meine Website und der Text der mir massenhaft Bewerbungen bringt) ist. Denn Mitarbeiter müssen genau dort “abgeholt” werden, wo sie ihr eigentliches Problem mit dem Friseurberuf haben, nerdmäßig ausgedrückt, am leichtesten sind sie mit ihrer eigenen kognitiven Wahrnehmung zu knacken!

Jobinserate und Websites müssen Spiegelbilder eures Betriebs sein!

Schauen wir uns doch mal die einschlägigen Jobanzeigen unserer Branche auf Facebook & Co an, in denen der Hauptanreiz einer Bewerbung sein soll, dass der potenzielle Arbeitgeber übertariflich bezahlt (was immer das auch bedeutet)!

Mal ehrlich: Würde euch diese Aussage reichen, um für einen neuen Job zu entflammen? Wohl eher nicht! Es fehlen in Jobinseraten so häufig wichtige und ausschlaggebende Informationen, um den Bewerber so richtig heiß auf einen Wechsel oder überhaupt auf das Erlenen des Friseurberufs zu machen. Schade!

Du willst lernen den perfekten Mitarbeiter zu finden? Projekt Mitgestalter Seminar

 

Weiter geht’s dann mit der Website! Wurde der Bewerber nicht bereits durch die nichtssagende Jobanzeige abgetörnt, versucht er eventuell noch, über die Website des Betriebs an weitere Infos zu kommen. Im digitalen Zeitalter helfen da Google & Co umgehend weiter. Leider passiert es dabei nicht selten, dass die wechselwilligen Kandidaten oder potenziellen Azubis auf ebenso nichtssagenden Homepages landen, wie es die Jobanzeige bereits absehbar machte (sofern überhaupt eine vorhanden ist): Unprofessionell gestaltet, oftmals ohne ein einziges Bild, fehlende Aussagen über Salonkonzept, Unternehmer, Mitarbeiter, Image, Angebot, Preise und Niveau des Salons, wobei letzteres in solchen Fällen…naja, lassen wir das! Man findet einfach gar nichts!

Warum will ein potenzieller Mitarbeiter die Preise sehen?

Ganz einfach, weil Mitarbeiter heutzutage ihre Arbeit nicht mehr verramscht haben wollen. Sie wissen aus schmerzlicher Erfahrung, dass billige Preise nur mit einer überbordenden Auslastung zu realisieren und dass gute Löhne nur mit übermäßigem Stress und extremen Einsatz zu erreichen sind!

Billige Preise bedeuten aber auch, dass der nächste Kunde schon wartet und z. B. zusätzliche Umsätze am Kunden aus Zeitmangel nicht möglich sind. Somit haben billige Preise direkten Einfluss auf den Stresslevel, die Beratungs- und Umsatzmöglichkeiten und somit auch auf die Chance, mehr Umsatz pro Kunde zu generieren. Was am Ende auch klar mit Beschränkungen an den eigenen Verdienstmöglichkeiten und an der persönlichen Kreativität und Professionalität einhergeht!

Zurecht fragen sich die Bewerber: “Werde ich auch hier im bekannten Hamsterrad landen und ohne Entwicklung und Zukunftsaussichten vor mich hin ackern?”

Mehr Schein als Sein! Darum sind Tarife meistens nicht viel wert!

An dieser Stelle nochmal kurz zurück zum Begriff „ÜBERTARIFLICH“: Ich vergleiche dieses Lockmittelwort gerne mit der Aussage “VEGAN”. Denn auch hier wird eine höhere Güte für vermeintlich hochwertige Produkte suggeriert, die gar nicht vorhanden ist. Ganz im Gegenteil! Ein veganes Produkt kann die schlimmste synthetische Giftpampe sein – vegan ist sie trotzdem! Total irreführend! Der vermeintliche Anreiz des Begriffs “ÜBERTARIFLICH” ist meist ebenso irreführend, denn Tarife sind leider oft nicht viel wert: In Niedersachsen z.B. ist alles, was über 10 € bezahlt wird, Tarif!

Im Marketing nennt man das übrigens den HALO-Effekt – ein „Schein“, der bei genauer Betrachtung nichts wert ist!

 Jobanzeigen müssen den Menschen abholen!

Nun kommen wir noch zu den Anzeigen, mit denen die Kollegen ihre Mitarbeiter suchen! Ich habe so viele Anzeigen gesehen und die meisten waren schlecht! Informationen, was dem Mitarbeiter in seinem neuen Betrieb geboten wird sowie über Arbeitsbedingungen, sucht man darin vergeblich. Das Einzige, was man in diesen Jobanzeigen findet, sind Erwartungen, Forderungen und meistens sehr wenig was geboten wird!

Toll! Aus lauter Verzweiflung, weil man mit diesen schlechten Anzeigen keine Kuh von der Weide lockt, wird dann zum letzten Strohhalm gegriffen und “Stuhlmiete” angeboten! Puh!

Ich habe hier mal zwei überspitzte Anzeigen entworfen, in denen für Neukunden in einem Salon geworben werden soll. Wenn Ihr beide gelesen habt, dann reflektiert bitte mal eure Eindrücke und Gefühle und übertragt das Gelesene auf Anzeigen mit ähnlichem Wortlaut, bei denen es um die Gewinnung von neuen Mitarbeitern geht…

 Anzeige Nr.1

Wir, die billige Schnibbelbude/Lockenklitsche/Frisurenscheune/Putzbüddel/Salon Gerdrud – sind hochgradig modern – wir bieten ganz großartige Haubensträhnen – beste Dauerwellen mit extra Krause und föhnen Ihre Haare mit 12 kleinen Rundbürsten auf so viel Spannung, dass Sie 4 Wochen ohne Haarwäsche auskommen!

  • Sie sind einfach gestrickt und haben geringe Ansprüche?
  • Sie mögen „ausschließlich“ klassische Dienstleistungen?
  • Sie haben viel Geld und wollen dieses für unsere „hochmodernen“ Leistung ausgeben?

DANN SIND SIE BEI UNS RICHTIG!

Frisuersalon Haarchitektur- MItarbeitersuche, Friseure-Friseurbranche, Martina Czichon

 Anzeige Nr.2

Wir – der Dorffriseur aus ihrer Nachbarschaft, mit natürlich guter Kompetenz, suchen dringend Neukunden – da wir sonst bald Freundschaft mit dem Pleitegeier machen.

Was erwarten wir von unseren Kunden?

  • regelmäßige Terminierung
  • die Bereitschaft überdurchschnittlich zu bezahlen und für unsere mies bezahlten Mitarbeiter möglichst viel Trinkgeld locker zu machen
  • Flexibilität bei Qualität und Service
  • kein Rummosern bei Unzufriedenheiten
  • keine Laberei – einfach mal die Fresse halten!

Als krönenden Abschluss findet man dann noch, dass man zur Not auch die Bügelwäsche und den Abwasch erledigen würde, sollte es mit dem Haare schneiden nicht so klappen!


Ansprechend? Denkt ihr, dass Anzeigen wie diese euch viele Kunden bringen werden?

Natürlich nicht – warum aber 90 % der Jobanzeigen so für ihre potenziellen Mitarbeiter werben– wird wohl für immer ein Mythos bleiben!

Eine Jobanzeige muss den Menschen abholen – emotional ansprechend sein und genau die Probleme glaubhaft abdecken, die die Menschen/Kollegen/Friseure mit dem Beruf haben!

Sprich – wir Unternehmer bewerben uns heute bei unseren Mitarbeitern!

Leute, so eine Anzeige muss neugierig machen – sie muss komatöse Aufgeber aufwecken oder Menschen begeistern, die vielleicht unzufrieden ihrer Arbeit nachkommen und darauf warten, dass ein rüstiger Ritter auf dem weißen Pferd sich nur für sie interessiert!

All die Punkte – „ausreichende“ überdurchschnittliche Löhne, Wertschätzung, Stress, Druck und auch die Angst nicht genug zu können, müssen richtig angesprochen, glaubwürdig dargelegt und emotional verarbeitet sein. Es muss auf den ersten Blick klar sein, dass bei „uns“ alles anders ist!

Diese Aussagen sollten aber für die potenziellen Mitarbeiter auch nachvollziehbar und überprüfbar sein, und zwar einheitlich in allen Medien (Website, Facebook, Instagram, Google-Seiten). Corporate Identity lässt grüßen! Und in welchem Medium ich letztendlich dann meine Anzeigen bewerbe, ist ein ganz anderes Thema – zuerst müssen die Hausaufgaben gemacht werden!

 Würde ich selbst bei mir arbeiten?

 All diese Aussagen müssen auch WAHR sein, was bedeutet, dass die Preise, Löhne und Multiplikatoren ausreichend und richtig kalkuliert sein sollten! Sprich, dein Unternehmen muss auf gesunden Beinen stehen und dem Menschen Sicherheit geben!

Sicherheit ist das oberste Ziel, das ich grundlegend meinen zukünftigen Mitarbeitern vermitteln muss – alle anderen Ziele kommen erst im Anschluss.

Preise – Löhne und Leistungslöhne – Leistungserwartung – Qualität – Service –und Marketing müssen eine gesunde Einheit bilden! Sonst kommen 2-3 Leute zum Vorstellungsgespräch und werden danach nie mehr gesehen. Denn wenn’s in der Hütte stinkt, das spricht sich ganz schnell rum!

Die Parameter im Betrieb müssen optimiert und angepasst werden, damit zukünftige Mitarbeiter mich als Arbeitgeber attraktiv finden.

Ich muss mir selbst mal die Frage stellen, ob ich als mein eigener Mitarbeiter Lust hätte, bei mir selbst zu arbeiten und was mir an meinem Salon, an meinem Lohn + Zusatzverdienst gefällt und ob die Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastung zu diesen Verdienstmöglichkeiten im Verhältnis stehen und wie sicher ich mich als Arbeitnehmer in meinem eigenen Unternehmen fühlen würde!

 Wie die richtige Preispolitik das Mitarbeiterproblem löst

 In der Regel sollten die meisten Unternehmer – bevor sie nach Mitarbeitern suchen – erstmal ihre Preise der Nachfrage anpassen! Habe ich (zu) viele Kunden, dann sind meine Preise zu niedrig – passe ich diese an meine Nachfrage an, werde ich meine Kosten auch ohne diesen verzweifelt gesuchten Mitarbeiter tragen können, obwohl ich weniger Stress und mit weniger Kunden deutlich mehr Umsatz generieren kann und am Ende können meine Mitarbeiter auch mehr verdienen!

So verändert sich mein ganzes Image von ganz allein, und ich mache mich für potenzielle Mitarbeiter attraktiv und bin dann aber in der fürstlichen Lage, nicht verzweifelt auf diese Mitarbeiter angewiesen zu sein!

Nun noch einmal die Frage MITARBEITER – oder STUHLMIETE?

Habe ich es geschafft, einen guten Mitarbeiter mit gesunder Auslastung bei guter Bezahlung zu beschäftigen, hat das Unternehmen entspannt 1500 – 3000€ (unter Umständen auch mehr) an diesem Mitarbeiter zu verdienen!

Hier spielt die Regel, dass ich bei einem Mitarbeiter, der viel verdient und entsprechenden Umsatz leistet, stets auch mehr verdiene – eine sehr interessante Rolle!

Verdient der Mitarbeiter so viel wie er “sich VERDIENT”, verdient auch das Unternehmen an ihm deutlich mehr: Da Leistung und Umsätze in einem gesunden Einklang stehen, stehen natürlich auch der Gewinn und der Umsatz in einem gesunden Faktor zueinander!

Nun fragt euch selbst, was ihr an einem selbständigen Stuhlmieter verdienen würdet?

Welcher Stress euch erwartet, was hier alles lauert, wenn dieser nicht so arbeitet, wie ihr euch das vorstellt? Was passiert, wenn er billiger ist als ihr, was mit eurem Image passiert, wenn er schlechte Arbeit leistet und welcher Aufwand zu betreiben ist, dass der Selbstständige nicht als Scheinselbstständiger gewertet wird!

Hab ich zweimal probiert – NIE WIEDER!

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Gedanken, Erkenntnissen und Erfahrungen ein Stück weit wachrütteln! Wenn Ihr daran interessiert seid, eure Strukturen anzupassen und euch als attraktiven Arbeitgeber zu etablieren, bin ich gerne für euch da:

ACHTUNG WEBUNG


www.friseur-coaching.de

Und wenn ihr lernen möchtet, wie man geniale Jobanzeigen entwirft und diese zielgerichtet genau dort platziert, wo ihr die Leute, die ihr sucht – erreichen könnt, wenn ihr Eure Mitarbeiter zu Mitgestalter machen wollt, dann besucht mein Seminar:

Projekt – Mitgestalter – Seminar für Friseure
ein Seminar aus der Feder  von Martina Czichon und Christian Funk
(Online Seminar Termine: Teil I Sonntag der 18.04. – Teil II Sontag der 25.04.2021)

https://www.friseur-coaching.de/friseur-seminare/projekt-mitgestalter-seminar-fuer-friseure/