In der Vorbereitung für meinen kommenden Unterricht in der Meisterschule Lüneburg, habe ich mich intensiv mit der jetzigen Situation in unserem schönen Gewerk auseinandergesetzt, um kommende Zukunftsszenarien besser vorhersehen zu können.

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Beschäftigen wir uns einmal mit der jetzigen Situation und zeigen auf, wie viel von den  heutigen Dienstleistungsumsätzen (im Durchschnitt) dann tatsächlich als Gewinn für den Unternehmer übrig bleibt. Wir gehen einmal von einem durchschnittlichen Monatsumsatz von 4000,00 € eines Mitarbeiters aus und halten uns strickt an die durchschnittlichen Zahlen aus dem EVA- (Vergleichs) Panel!

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Diese Summe ist natürlich bei weitem zu niedrig. Gehen wir von einem Multiplikator von 3,5 aus, müsste jeder Mitarbeiter nur für den Mindestlohn mindestens 5400€ umsetzen und wie ihr noch sehen werdet, rechnet sich ein Mitarbeiter bei Unterschreitung dieses Umsatzes nicht wirklich, da er keinerlei Gewinn erwirtschaftet!

Nun gehen wir einmal von einem durchschnittlichen Monats  Gesamtumsatz  des gesamten Salons von 20000.00 € aus!

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Auch hier handelt es sich nur um einen fiktiven Umsatz und kann natürlich im Ergebnis bei anderen Kostenstrukturen, Einkaufspreisen oder gar höheren Verkaufsumsätzen entschieden variieren und auch höhere Gewinne generieren… Aber wir gehen hier einfach mal vom schlimmsten Fall aus!
Trotzdem stellen diese Kennzahlen laut aktuellen EVA-Panel realistische Werte da!

Klar, ich höre jetzt schon einige Leute quaken…

Was regt der Funk sich da eigentlich schon wieder künstlich auf, 1800.00 € Brutto würde ich ganz gerne erst einmal verdienen!!

Dies sieht aber, wenn man sich die Zahlen einmal realistisch betrachtet, schon wieder ganz anders aus, wenn man weiß, dass der Unternehmer ganz andere Kosten für seine soziale Absicherung hat! Die gesamten Sozialversicherungen muss er komplett alleine tragen und bekommt nicht, wie angestellte Mitarbeiter die Hälfte dazu gezahlt.
Auch sind die Beiträge z.B. nur für die Krankenversicherung, für Arbeitgeber mit 400 – 600 € p. Monat eklatant viel höher!
Vom unternehmerischen Risiko und der enormen Verantwortung und der vielen Arbeit wollen wir gar nicht erst reden…
Ich denke da stellt sich jeder einen höheren Gewinn für einen Unternehmer vor!? 😉

So stehen heutzutage viele tausend Unternehmer mit dem Rücken an der Wand und erwirtschaften oft gerade genug zum Überleben

Wie ließe sich diese Abwärtsspirale denn stoppen?

Als allererstes muss der Unternehmer beflissentlich darauf achten, dass seine Mitarbeiter kostendeckende Umsatzvorgaben haben und diese auch erreichen! Sprich, er sollte über ausreichende betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügen und diese auch an seine Mitarbeiter weiterreichen. Das Ganze kann aber nicht funktionieren, wenn die durchschnittlichen Preise überhaupt nicht ausreichen, um dem Mitarbeiter langfristig die Chance zu ermöglichen mehr als nur den mageren Mindestlohn zu erwirtschaften.

Die Hauptproblematik in unserem Handwerk ist, dass die Friseure sich insgesamt weit unter Wert verkaufen! Und das nicht nur ein wenig, sondern dies ist in den meisten Fällen eklatant! Jeder Handwerker in Deutschland nimmt mindestens 50- 60.00 € pro Std. zuzügl. Material… meine preise werden bei einem einem Stundensatz von 65.00 – 85.00 € incl. Material von vielen als Wucher, viel zu Teuer oder unrealistisch bezeichnet! 😉
Die durchschnittlichen Stundensätze in sämtlichen Handwerksberufen liegen deutlich über 60.00 € und sind in einigen Gewerken mit Spitzensätzen weit über 100.00 € angesetzt.

Die durchschnittlichen Friseur-Verrechnungsstunden liegen bei nicht einmal 38.00 € und auch dies wird von einigen noch deutlich unterboten!

Das sind, wenn man damit eine richtige Preiskalkulation durchführt, absolut ruinöse Preisgestaltungen!

Da heißt es gern … auf dem Land kann ich nicht so viel nehmen… ohne dass es in ländlichen Gegenden tatsächlich günstiger wäre!
Eine sehr günstige Miete macht ca. 2% auf den Dienstleistungspreis aus… der Rest ist auf dem Lande auch nicht günstiger!
Vor allem die Gehälter unterscheiden sich heute zum Glück auch nicht mehr!
Aber auch in der Stadt gibt es immer noch Betriebe, die mit weit weniger als der Hälfte des wirtschaftlichen Preises kalkulieren!

Haarchitektur-Lüneburg-Preisvergleich - Daniel Golz

Vielen Dank an Daniel Golz

Die Folgen sind und werden immer dramatischer…

Die Lohnsituation der Mitarbeiter könnte im Durchschnitt nicht schlechter sein, aber auch die  Gewinnmargen der Unternehmer sind letztendlich immer dramatischer! Die meisten Friseurunternehmer leben am Rande des Existenzminimums … z.T. ohne Sozialversicherungen und vor allem ohne Altersvorsorge! Altersarmut ist nicht nur viel die meisten Angestellten eine Risiko… die meisten Unternehmer steuern hierauf zu!

Viele Unternehmer betreiben Ihr Unternehmen als Hobby und lassen sich von Familienangehörigen durchfüttern… viele leben schlimmstenfalls von Schwarzgeldern… spätestens nach der ersten Steuerprüfung kommt in der Regel das bittere Erwachen! Aber auch Versicherungen, Altersvorsorge und viele andere Dinge, lassen sich nicht von schwarz erwirtschafteten Geldern erbringen!

Und das Ganze nur, weil  80-85% der Friseurunternehmer so dämlich sind und sich weit unter Wert verkaufen.

Und die Folgen für die Zukunft?

Schon jetzt spürt man die dramatischen Folgen dieser ruinösen Preispolitik

Neue Mitarbeiter oder Azubis sind in der Branche immer schlechter zu bekommen und die Probleme des demografischen Wandels
(Vergreisung der Gesellschaft – immer mehr alte | immer weniger junge Menschen)
sind noch gar nicht zum Tragen gekommen!

Diese dramatischen Zustände und Zukunftsaussichten werden kurz und langfristig dazu führen, dass viele Friseurunternehmen vom Markt verschwinden!
Wegen Mitarbeitermangel werden heute schon starke Verluste eingefahren und  Betriebe müssen aufgegeben!

Diese missliche Lage wird sich noch deutlich verschlimmern!

Heute hat kaum noch jemand Lust auf diesen tollen Beruf und in nächster Zeit wird sich der Kampf um den Mitarbeiter noch weiter verschärfen!
Nach neuesten Erkenntnissen sind für über 80000 Friseursalon jährlich nur ca. 5700 neue Gesellen am Markt erhältlich.

Letztendlich werden die Preise und die Löhne massiv steigen müssen, um überhaupt noch am Markt eine Berechtigung zu haben.
Viele Unternehmen werden diesen Prozess nicht überleben weil sie dann bei den massiv gesteigerten Preisen die verlangte Qualitätsgüte nicht erbringen können.

Ein anderes Konzept, welches sich höchstwahrscheinlich  am Markt mehr oder weniger erfolgreich halten wird, sind die sogenannten Kleinstunternehmen, mit nur einem Mitarbeiter (dem Unternehmer)! Diese werden dann um die nicht so zahlungskräftigen Kunden buhlen und sich beim Preis immer weiter unterbieten!

Die Folgen sind Geschäftskonzepte, die auf Schwarzgelder angewiesen sind. Zum Teil ohne Sozialversicherung und  ohne Altersvorsorge… so steuern diese „Unternehmer“ auf Altersarmut und der Abhängigkeit zum schwindenden Sozialstaat hin!

Schon heute sind weit über 25000 (ca. 30%) Microunternehmer mit einem Jahresumsatz unter 17500 €!

Weitere 30000 Friseurunternehmen sind mit 50000€ Jahresumsatz und dem daraus zu errechnenden Gewinn unterm Harz 4 Limit und können am Ende des Monats bei der Agentur für Arbeit zum Aufstocken gehen… und das als Unternehmer!

Schon heute gibt es Prognosen, dass Unternehmen unter 10 Mitarbeitern nicht oder kaum rentabel zu führen sind… klar, Ausnahmen bestätigen die Regel… aber sicherlich sind in diesem Fall die Preisstrukturen dieser Firmen nicht in unteren Sektionen zu finden!

In welcher Liga man dann später als Unternehmer tätig sein möchte oder in welchem Unternehmen man als Angestellter arbeiten will, diese Frage muss jeder  für sich klären!

Fakt ist:

Viele wirklich strunzdumme Friseurunternehmer bieten Dienstleistungen zu unglaublich unpassenden Preisen an und zahlen ihren Mitarbeitern so wenig Gehalt, dass die ganze Branche massiv unter einem schrecklichen Imageverlust leidet… wundern sich aber gleichzeitig, dass ihre Mitarbeiter bocklos, unmotiviert und faul sind. Nicht genügend Umsatz erwirtschaften um den Mindestlohn zu finanzieren und auch auf Dauer bei solchen Preisen auch gar nicht können!
Geschweige denn, dass die gesamte Branche keinen Nachwuchs und schon gar keine Fachkräfte mehr findet.

Genau so schlimm: Hunderttausende von angestellten Friseuren lassen ihre Arbeit von eben diesen strunzdummen Chefs verramschen.
Sich im Umkehrschluss wundern, dass sie so wenig verdienen…

Wer von diesen beiden Fraktionen letztendlich dumm und dümmer ist… mag bitte jemand anderes klären…
aber nach meiner persönlichen Meinung gehören beide Fraktionen verboten!

Zusammenfassung der zukünftigen Probleme:

  • kaum oder kein Nachwuchs mehr zu finden
  • massiver Fachkräftemangel
  • extreme Spreizung der Konzepte mit enormem Abstand
  • unglaublicher Leistungs- und Qualtätsdruck mit Erwartungshaltung der Kunden im Hochpreissektor
  • Leben an der Armutsgrenze und entschiedener Preiskampf im Niedrigpreissektor – dementsprechende Qualitätseinbußen
  • unglaublicher Anstieg kleinster Betriebe
  • Verfall der Ausbildungsbereitschaft… und voraussichtlicher Verstaatlichung der Ausbildung und somit weiter gehender Verfall der Ausbildungsqualität – negative Folgen solcher Modelle kann man in den USA oder anderen Ländern vorausschauend betrachten

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P.S.

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Ich biete Dir Hilfe auf meinen Seminaren und mit meinen automatischen Friseur-Kalkulator kannst Du deine Preise, Kosten, Kennzahlen und Löhne ganz einfach im Auge halten!