Der eine oder andere Leser wird sich sicherlich noch daran erinnern, dass ich vor über drei Jahren auf der Top Hair Messe in Düsseldorf den Michael Herzinger endlich einmal persönlich kennengelernt habe. Kurze Zeit später habe ich dann den Rolls-Royce unter seinen Scheren gekauft – die Infinity Damaststahl Schere – und war danach ein neuer Friseur, der wieder richtig Spaß am Haareschneiden hatte.

Während eines Urlaubs in München habe ich dann Michael in seiner Werkstatt besucht, um mir die Fertigung, aber auch das Schleifen der Scheren zeigen zu lassen.

Jedenfalls waren meine geliebte Infinity und ich seitdem eine Symbiose – ja wirklich, diese Schere ist wie ein Körperteil von mir und nach über drei Jahren und mehren Services schnitt sie immer noch so als hätte ich sie gerade erst gekauft. Also gab es für mich „eigentlich“ keinen logischen Grund, um mich von dieser genialen Schere zu trennen.

Aber dann passierte das, was eigentlich niemals passieren dürfte – mein geliebter Schatz – eine Schere im Wert von über 1000€ – fällt! Und sie fällt nicht einfach, sondern sie fällt auf harten Stein, mit der Spitze voran.

Jeder Friseur, dem mal eine wirklich wertvolle und geliebte Schere auf diese dramatische Art runtergefallen ist, spürt diesen Schmerz und kann nachvollziehen, was ich in diesem Moment gefühlt habe!

Ich hatte sie in einem Etui und wollte sie mit nach Hause nehmen, gehe raus aus der Tür, um die Ecke auf dem Gehsteig und dann dieses fürchterliche Geräusch!

Sie fiel wohl leicht geöffnet auf die Spitze direkt auf die Bürgersteigkante und ließ sich anschließend nicht mehr schließen! Ich rief sofort Michael an, beschrieb ihm den Schaden und fragte, ob die Schere noch zu retten sei. Michael sagte mir, aus der Ferne könne er mir da kein Versprechen geben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Schere irreparabel zerstört sei, wäre wohl leider sehr hoch.

Nun, ich würde die Schere einschicken, aber ich brauchte wohl vorsichtshalber eine neue Schere und da ich nur noch zwei Tage im Salon arbeite, würde ich mir auf keinen Fall wieder eine Schere für solch eine Summe leisten wollen!

Ich schickte Michael einfach eine Sprachnachricht und erklärte ihm mein Problem. Er berichtete mir, dass er eine neue Schere entwickelt hätte, die er mir sehr ans Herz legen könne. Diese neue Schere gäbe es eigentlich noch nicht am Markt, er würde sie mir aber schon vor dem Marktstart zukommen lassen.

Diese Schere wäre qualitativ ähnlich gut wie meine Infinity, würde aber auf Grund der speziellen Herstellung und des besonderen und modernen Stahls nur etwa halb so viel kosten. Auch wäre ihm meine Meinung zu der Schere sehr wichtig und wertvoll!

Ich stand unmittelbar vor meinem Urlaub, den ich in der Nähe von München verbringen wollte und wer wohnt und arbeitet auch in München? Richtig der Herzinger – so brauchte ich keine Katze im Sack kaufen und konnte mir die neue Wunderwaffe zumindest einmal genau anschauen.

Aber meine lieben Freunde aus Bayern hatten ein so strammes Programm gestrickt, ich war jeden Tag unterwegs – so war ein Besuch bei Michael in seiner Werkstatt nicht machbar!

Aber was bringt es einem auch, eine Schere in die Hand zu nehmen?

Ich kann eine Schere erst beurteilen, wenn ich sie beim Schneiden am Kunden führe! Eine Schere in der Hand zu haben, sagt mir recht wenig – außerdem vertraue ich auf die Qualität von Michaels Scheren und bin mir sicher, dass sie gut sein wird!

Am 28.08. hatte ich Geburtstag – erstaunlicherweise jedes Jahr zu gleicher Zeit!

Am Abend trafen wir uns in Maisach im Wirtshaus und Michael war einer der Überraschungsgäste und hatte auf dem Heimweg einfach einen kleinen Umweg gemacht, um mir meine neueste Errungenschaft persönlich vorbeizubringen.

Was für ein Service!

Ok, falls Ihr nun auch diesen Service erwartet, muss ich Euch wohl leider enttäuschen, denn nach all den Jahren sind Michael und ich inzwischen auch Freunde geworden und nur so kam es, dass er mein Geburtstagsgast war.

Und wie sollte es anders sein, auf der Geburtstagsparty eines Friseurs kann es durchaus passieren, dass dort auch noch der eine oder andere Schnibbelkünstler anwesend sein wird! Und so ging die schöne Schere mit dem Namen Pixie durch mehrere interessierte Friseurhände.

Insbesondere meine gute Freundin Rena Rados hatte ein ganz besonderes Auge auf das kleine Kunstwerk geworfen – an diesem Abend kam aus ihrem Munde eigentlich nichts anderes mehr als dass ich doch noch Urlaub hätte und die Schere noch gar nicht bräuchte und sie sie doch gleich morgen testen könnte!

Die Nerverei hörte nicht mehr auf!

Tja, nachdem sie mich mit mitgebrachtem Sliwowitz aus Kroatien abgefüllt hatte, wurde ich weich und gab ihr die Schere dann tatsächlich mit – anschließend gab es dazu auch noch ein lustiges Video von Rena auf Facebook.

Was ist denn nun das Besondere an der Pixie?

Auf den ersten Blick und Griff merkt man, dass die Schere, wenn man sie öffnet, keinerlei Bewegung im Scherengelenk hat! Jede Schere würde leicht im Gelenk wackeln, wenn man sie öffnet, bei der Pixie wackelt da rein gar nichts, denn sie ist mit einem speziellen Kugellager so fest gelagert, dass alles absolut festsitzt. Die Schere fühlt sich dadurch deutlich hochwertiger, fester und sicherer in der Hand an als alle anderen Scheren, die ich je hatte!

Nachdem ich meine Schere dann von der diebischen Rena endlich wieder zurückbekommen hatte und mein Urlaub zuende war, machte ich bei meinem ersten Haarschnitt mit der Pixie eine tolle Erfahrung: Sie lag ähnlich gut in der Hand wie meine Infinity, obwohl sie etwas kleiner ist, aber vom Schnittgefühl und der Weichheit beim Schneiden absolut identisch!

Den einzigen Unterschied, den ich wirklich feststellen konnte, ist der Ton beim Schneiden: Die Infinity schneidet butterweich ohne den geringsten Vorschub und macht dabei nahezu keine Geräusche! Die Pixie schneidet ähnlich weich und trotzdem scharf – lässt sich beim Schneiden aber deutlich vernehmen, sie klingt richtig beim Schneiden! Michael hat mir dazu erklärt, dass eine Schere aus nur einer einzigen Stahllegierung immer mehr Ton erzeugt als eine Schere, die mit mehreren Stahlarten in einem Damastverbund gefaltet wurde.

Wo liegen da überhaupt die Unterschiede?

Früher dachte ich, dass eine Schere immer ein Kompromiss sein muss – ich hatte also immer zwei Scheren!

Eine Schere, die weich und seidig zwar perfekt zum Slicen geeignet ist, aber nicht für sauberes Schneiden und eine sehr harte, extrem scharfe Schere, die möglichst ohne Vorschub das Haar bissig abschneidet, dann aber fürs Slicen kaum geeignet ist.

Warum ist das so?
Eine Schere, die aus einem sehr harten Stahl besteht, kann extrem scharf geschliffen werden, eignet sich dann aber weniger gut, um weiche Haarschneidetechniken zu schneiden. Dafür schneidet sie aber ohne Vorschub das Haar extrem sauber ab und sorgt für einen exakten Schnitt!

Vorschub ist etwas, das man bei einer weich schneidenden Schere kennt – sie schiebt die Haare erst ein bisschen zusammen, um dann einen dickeren Wust zu schneiden, was dann natürlich eine weniger saubere Linie ergibt. Insbesondere bei nicht so guter Scherenqualität wird dann das Haar weniger abgeschnitten, sondern eher abgequetscht und ist somit Spliss anfälliger!

Meine Kunden schwärmen, seit ich die Infinity habe, dass ihr Spliss komplett verschwunden ist!

Die perfekte Lösung für mich… eine Damaststahlschere: Hier werden zwei oder mehrere Stahlarten in über hundert Schichten „gefaltet“ übereinander angeordnet, so dass man die größte Stabilität, Schärfe und Weichheit mit nur einer Schere erreichen kann. Ein geniales, aber auch sehr kompliziertes Schmiedeverfahren, welches schon damals bei den Kreuzzügen von den muslimischen Kämpfern in Damaskus zu einer Legende geführt hat. Die Damaszener haben mit ihren kunstvollen Klingen die Schwerter der Christen einfach zerschlagen und so die Kreuzritter vernichtend geschlagen.

Erkennen kann man diese Stahlart an der Maserung – aber Vorsicht – auch hier wird fleißig gefakt – denn nur wenn die Schere innen und außen diese Maserung hat, ist es eine „ECHTE“ durchgeschmiedete Damastschere, die diese von mir beschriebenen Eigenschaften hat.

Nun gut, meine kunstvolle Damaszenerklinge war nun leider dem Boden zum Opfer gefallen und ob ich mich jemals mit einer anderen, konventionell geschmiedeten Schere zufrieden stellen lassen könnte, hatte ich aus diesem Grund doch sehr bezweifelt!

Aber ich kann Euch beruhigen, die Pixie schneidet ohne den geringsten Vorschub exzellent scharf und trotzdem weich. Wie auch immer Michael dieses Wunder hinbekommen hat, wird mir für immer ein Rätsel bleiben, aber es funktioniert!

Wer nun denkt, die Geschichte wäre zu Ende, der kennt Michael Herzinger nicht – natürlich hat er meine geliebte Infinity wieder hinbekommen und schon wenige Tage nach meinem Urlaub durfte ich die beiden Scheren vergleichen. Auch meine Mitarbeiter kamen allesamt in den Genuss, meine neue Schere auszuprobieren und die waren ebenso wie ich hellauf begeistert.

Aber ich musste Michael auch leider gestehen, dass meine große Liebe – meine Damaststahlschere Infinity – nach wie vor meine Lieblingsschere ist, denn sie liegt einfach besser in meiner Hand und schneidet irgendwie noch weicher und gleichzeitig sauberer als die neue Pixie. Nur die Lagerung der Schere ist fühlbar weniger stabil – was sich bei der Pixie einfach mega wertig anfühlt!

Aber was habe ich gestern für eine mystische WhatsApp Nachricht von Michael erhalten? 😊


Interessiert an Michaels Scheren?  www.cutier.de