Oft bekomme ich die Frage gestellt, wie ich es geschafft habe meinen Salon zu dem zu formen der er heute ist!?
Immer wieder verzweifeln viele Friseurunternehmer und schreiben mich an, was sie nur machen sollen oder was sie denn falsch machen!?

Ich schreibe heute einmal in einer sehr persönlichen Weise, an eine imaginäre dritte Person! 🙂

Vielleicht an Dich!?

 

Liebe/r “Kollege/in” … diese Frage ist wirklich sehr vielschichtig und hängt mit vielen Faktoren zusammen!

So ganz einfach lässt sich das nicht beantworten, ich versuche das aber mal in Worte zu fassen!

In erster Linie muss man den Hauptverantwortlichen ausmachen

… auch wenn es sehr schwer fällt…

schau in den Spiegel und Du weißt wer die Verantwortung oder die Schuld daran trägt, dass Dein Salon nicht so läuft wie er eigentlich laufen sollte!

Am Anfang hängt alles an der Kommunikation zum Kunden, aber noch viel wichtiger zu den Mitarbeitern!
Wir Friseure neigen eher dazu, schlechte Unternehmer zu sein.
Unsere Empathie und unser Einfühlungsvermögen hindert uns daran, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese dann kontinuierlich durchzusetzen!

  • wissen Deine MA´s “was” sie umzusetzen haben?
  • wenn ja, wissen sie auch “warum” dies unbedingt nötig ist?
  • wissen Deine MA´s was von ihrem Umsatz wirklich für Dich als Gewinn übrig bleibt?
  • wissen Deine Kunden, welche Kosten da sind und warum eine Dienstleistung auch angemessen bezahlt gehört?
  • arbeitest Du auch wirklich mit kostendeckend kalkulierten Preisen?
  • hast Du Deine Qualität, Deinen Service, Deine Preise und die Löhne Deiner Mitarbeiter in einen gesunden Einklang zu einander gebracht?

oder bist nur Du dafür verantwortlich, dass der Laden überlebt, weil Du mit deinem persönlichen Umsatz und Deiner harten Arbeit den Laden am Leben erhältst!?!?!

In den meisten Friseurgeschäften ist es ungefähr so…

die Mitarbeiter sind aus der Pflicht genommen und bekommen all diese Informationen nicht oder kaum. Wenn sie ihre Umsätze nicht erfüllen, dann hat dies kaum oder keine Konsequenzen…
Die Mitarbeiter wurschteln vor sich hin und liefern nicht ab. Was das bedeutet, wissen sie nicht einmal!

Der Chef buckelt sich oft krank und kaputt, damit seine Mitarbeiter ein ruhiges, entspanntes und geruhsames Leben führen können, ohne ihre Komfortzone verlassen zu müssen!

Bis irgendwann der große Knall kommt und man dann kündigen muss oder daran kaputt geht, oder schlimmer, die böse Bank mir den Hahn abdreht! 
So läuft es hervorragend in vielen tausend Friseurunternehmen in Deutschland und funktioniert tatsächlich… aber am Ende bleibt “EINER” so richtig auf der Strecke, hat zwar genug zum Überleben, vielleicht auch zum Leben … aber am Ende hat er nicht einmal was übrig für die Altersvorsorge! 

Es gibt sicherlich mehr kaputte und ausgebrannte Friseurunternehmer, als angestellte Friseure!?

Was passiert denn, wenn Du Deinem Mitarbeiter nur 80% des Gehalts überweist?!

Hmmm, schwierige Frage. Der wird gleich am nächsten Tag vor Dir stehen und fragen,

“Hey Chef, wo ist meine Knete!”

Wenn der Mitarbeiter aber seinen Umsatz nicht schafft… was passiert dann?

Meistens nichts… man scheut sich nämlich vor unangenehmen Gesprächen und ist da eher harmoniesüchtig… aber es staut sich immer mehr an und letztendlich… wer hat Schuld?

Jahrelang habe ich mich damit auseinandergesetzt. Gesucht und gefunden, was Mitarbeiter A. B. und C. alles falsch oder nicht oder überhaupt gar nicht machen… aber letztendlich ist es meine unternehmerische Aufgabe, mich mit diesen Themen auseinander zu setzten und ich kann mich nicht beschweren, wenn meine führungslosen Mitarbeiter ihr Soll nicht erfüllen können!

Du bist der Chef, Deine Aufgabe ist, zu Führen und zu Leiten und nicht nur toll Haare zu schneiden!

Wenn Du nur ein guter Friseur sein möchtest, dann hättest Du Dich nicht selbstständig machen dürfen!

Du siehst, man könnte dieses Thema lang und breit auseinander wühlen und ich könne stundenlang drauf herumreiten! Aber es führt zu wenig und es ist  viel zu viel zu  bedenken. Vor allem zu erlernen und schlimmer noch, zu trainieren und zu verinnerlichen!!

Ein anderes äußerst heikles Thema sind die Preise…

… hast Du auch die branchenüblichen angepassten Durchschnittspreise?

Es gibt eine klare Regel. Jedes Einzelunternehmer geführtes, kein/oder wenig filialbetriebenes Handwerksunternehmen (egal welches Gewerk) hat einen ähnlichen Stundenverrechnungssatz und dieser pendelt sich bei mindestens  60.00 € + Material ein! Das ist wirklich ein Minimumwert! Viele liegen oft weit darunter oder berechnen die Zeit nicht richtig, aber dazu später mehr!

Darunter wird ein Überleben wirklich schwierig!

Betrachtet man vergleichend eine Autowerkstatt und einen Friseursalon fällt als aller erstes auf, dass der Friseur 40-50% Lohn und Lohnnebenkosten hat. Obwohl der Mechatroniker bei weitem und vor allem deutlich mehr verdient, haben diese Firmen Personalkosten unter 20%!

Warum ist das so?

Weil in der Autowerkstatt deutlich höhere Materialwerte in die Arbeit einfließen und viele dieser Arbeiten nur noch schnelles Teiletauschen oder Comuterarbeit voraussetzen!
Wirklich etwas zu reparieren oder aufwendige Arbeiten auszuführen, die viel Arbeitszeit verlangen, ist in diesen und ähnlichen Branchen kaum mehr vorgesehen!
Gleichzeitig erwirtschaftet der Werkstattmitarbeiter deutlich höher Umsätze, bei deutlich weniger Arbeitsleistung!
Dazu kommt, dass die Stundensätze (nicht der Lohn) in der KFZ-Branche bei weitem höher sind, als der von mir deklarierte Wert. Zum Teil sogar deutlich mehr als das Doppelte!
Auch in anderen Gewerken werden viel mehr Maschinen eingesetzt… wir Friseure aber, machen hauptsächlich Handarbeit, Materialeinsatz ist oft gar nicht vorhanden und pendelt sich bei 10-15% ein!

Tja… und wir Friseure empfinden dann immer mit dem Gefühl für dem Portemonnaie unserer Kunden und denken, dass 30.00 € pro Stunde doch auch irgendwie reichen müssen!

Der arme Kunde… das kann doch keiner zahlen… ich bin doch auf dem Lande, da geht das nicht… anstatt sich um das Geschäft zu kümmern, kümmern sich viele Friseur-Unternehmer um alles Mögliche, arbeiten wie verrückt und vernachlässigen die Zahlen… sehen die Fehler nicht vor lauter Arbeit… es herrscht vollkommenes Chaos und wie auch nur ansatzweise eine Buchführung, oder wie es mit den Kosten ausschaut, das sind große Rätsel!

Dispos ausgereizt bis ans Limit… mit horrenden Kosten jeden Monat, ohne die Chance davon jemals runter zu kommen! Keinerlei Plan von Preis- oder Dienstleistungs-Kalkulation… mit dem Ergebnis das Preise nur geschätzt sind! Da wird noch der Preis für einen Kurzhaarschnitt in einigermaßen ausreichender Höhe geschätzt, ohne zu wissen, das bei einer ordentlichen Kalkulation 10 min. mehr Arbeitszeit je nach Faktor, ganz schnell 10,00 € mehr bedeuten!

Hier findest Du eine Online-Seminar  Aufzeichnung wo die typischen Fehler bei der Kalkulation einmal aufgezeigt werden!

 

Ohne ausreichender Kalkulation und geschätzten Preisen wird dann ganz schnell in´s “Aus” manövriert!
Oft gesehen, das zwischen Kurz und Langhaarschnitten nur 2,00 – 5,00 € Unterschied sind, obwohl es mindestens 15,00 € sein müssten! Denn die Zahlen springen nicht liniere sondern exponentiell je nach Arbeitszeit! Kostet die Minute 1,00€ kosten 15 Minuten mehr Arbeitszeit eben auch mindestens 15,00€ mehr! Aber eigentlich erhöht sich der Wert exponentiell leicht, denn je Aufwendiger die Leistung um so größer das Risiko, das ich ich bei einfachen Nacharbeiten auch länger brauchen werde!

Ein Tipp:

Wer absolut nicht kalkulieren kann… eine Minute Arbeit kosten (zuzügl. Material) mindestens 1,00-1,30 € alles darunter wird schwer funktionieren! Nur dann nehmt auch die richtige Zeit für die Arbeit – sonst wir das ganze Kartenhaus nämlich zusammen fallen! Friseure bescheißen sich nämlich stets selbst – Bestes BeispielANZATZFARBE – eine Ansatzfarbe trägt man zwar in ca. 30 Minuten (inkl. anmischen, einpacken, Beratung etc.) auf,  aber das Abwaschen, aufemulgieren und Absäuern inkl. EWZ kommt noch mit mindestens 10-15 Minuten hinzu!

Daraus resultiert, die Unternehmer kommen auf keinen grünen Zweig und die Mitarbeiter verdienen (vom Staat auferlegte) Mindestlöhne!
Der Unternehmer steht da und wundert sich, dass seine Mitarbeiter unmotiviert und faul sind oder er einfach keine finden kann! Und sind wir mal ehrlich – so richtig gut funktionieren auch die ominösen 60€ die Stunde nicht!

Wer soll sich denn für den Mindestlohn oder irgendwas um 10€ die Stunde die Beine kaputt arbeiten?
Wer macht dies dann motiviert, fleißig und mit Liebe und Leidenschaft, wenn er dann weiß, das er mit diesem Gehalt in die Altersarmut geht und im Alter auf eine nicht mehr vorhandene soziale Absicherung angewiesen sein wird, aber gleichzeitig durch die billigen Preise im Akkord schuften muss!?
Wenn man es so betrachtet… eigentlich vollkommen logisch und total schräg, dass die lieben Friseurunternehmer das nicht erkennen!?

Dann höre ich den Spruch, ich zahle aber meinen Mitarbeitern viel mehr als den Mindestlohn!
Was dann wirklich viel mehr ist… na ja ,das möchte ich nicht bewerten. Schon mal den Spruch gehört…

Mit gefangen, mit gehangen?

Da bleibt nur der Ausweg, ändere es und handele endlich! Hab endlich Arsch in der Hose und mach etwas! Erhöhe Deine Preise und damit auch die Gehälter Deiner Mitarbeiter und dann rede darüber!

  • lerne zu kalkulieren oder lasse es machen!
  • schätze Deine Preise nicht
  • zahle vernünftige Löhne
  • biete den Preisen entsprechend Qualität und Service

Plötzlich wachen die Mitarbeiter auf und Du wirst von motivierten Menschen umgeben sein!
Bewerbungen flattern Dir in die Bude und Du bekommst Kunden, die Du verdienst und die es sich Wert sind!
Natürlich geht das alles nicht von heute auf morgen, das ist zum Teil ein langer, schwieriger und nicht sofort von Erfolg gekrönter Prozess, aber wie lange will man warten, wann will man denn endlich mit der so wichtigen Aufgabe anfangen!?
Die Corona-Krise hat nun wirklich gezeigt, das was jahrelang versäumt hat – kann man nicht einfach über Nacht umdrehen – das muss gut geplant und zusammen mit dem Team erschaffen werden!

Woher ich das alles weiß?

Friseursalon Haarchitektur - Lüneburg

Hier ein Bild von 2012 von mir – ich war gerade kurz vor der Pleite!

Na… ich plaudere aus dem Nähkästchen… jahrelang habe ich mich dumm und dusselig gearbeitet und wollte meinen armen Kunden nicht zur Last fallen.
Hab meine Mitarbeiter mehr schlecht als recht bezahlt und habe trotz unglaublichen Arbeitspensum, von der Hand in den Mund gelebt! Heute frage ich mich, wie ich das überhaupt so lange ausgehalten habe!

Die Geschichte zu dem schlimmen Foto kannst Du hier lesen.

Also heute n9och anfangen!

Liebe Grüße Christian


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