Was mich zu diesem Artikel bewegt, war eine Diskussion einer Unternehmerin in einer Friseur-Gruppe auf Facebook. Die Fragestellung war eine ganz andere, aber in dem Verlauf ging es dann um Probleme mit den Mitarbeitern! Hier wurde über die, ich übertreibe jetzt mal ein wenig, bösen MA´s geschimpft. Die, obwohl man ja immer sooo verständnisvoll und kooperativ wäre, immer ach so unflexible wären! Kaum einen Tag später war eine andere Unternehmerin sehr traurig, weil sich ihre MA´s  lieber gegenseitig die Haare machen, aber nicht den Salon sauber. Sie hat im Geschäft angeordnet, dass gegenseitiges Frisieren nur noch in der Freizeit statt zu finden hat und die Mitarbeiter ab sofort, zumindest das Material bezahlen müssen! Nun war sie verzweifelt, denn ihren beiden Kollegen gefiel dies mal gar nicht… es wurde sogar gedroht, dass man dann lieber zu einem anderen (billig) Friseur gehen wolle, denn das wäre ihnen zu teuer! (wie kann sie auch nur!?)

Termine für Seminare, Teammeetings und andere Teaminterner, immer würden sie mehrere Alternativen vorgegeben und keiner würde passen und überhaupt, alle machen was sie wollen und egal wie lieb ich bin, die wissen es einfach nicht zu schätzen……

STOOOOOOP!!!!!!!! 

Bei manchem Chefs spürt man einen Graben, bei anderen eindeutig zu wenig Abstand! © kelly marken - Fotolia.com

Bei manchem Chefs spürt man einen Graben, bei anderen eindeutig zu wenig Abstand!
© kelly marken – Fotolia.com

Der eine oder andere wird jetzt vielleicht grinsen oder auch nicken und sagen… ach zumindest bin ich nicht allein auf der Welt! Wenn man sich das Scenario so anhört, kommt es einem vielleicht etwas schräg vor, aber so spielt sich das in der Friseurbanche in vielen Betrieben ab!

Wo ist da das Problem?

Zu nett! Zu viel Kompromisse! Zu wenig klare Ansagen! Zu wenig Struktur!
Ein Chef darf sicherlich nett sein, aber ist er zu nett wird er nicht respektiert!
Zu nett wird mit Schwäche gleichgesetzt und alles was man sagt, geht durch die eine Seite rein und durch die andere Seite raus! Klar, man mag den netten Chef/in,der ist immer so lustig, macht jeden Spaß mit, auch das Betriebsklima stimmt.
Zumindest so lange der Arsch nichts von mir will, wozu wir mal gar kein Bock haben!
Und der Spruch, “Die wissen gar nicht wie gut sie es haben!” Ist Programm, denn erstens ist, es gut zu haben nicht unbedingt so toll wie man sich das als Chef vorstellt und zweitens, wenn ich es hier immer nur gut habe, dann weiß ich es natürlich nicht zu schätzen, denn ich kenne den anderen Zustand gar nicht!

Was meint ihr warum ich das so klar deuten und erklären kann?

Ich arme Socke spreche da ein wenig aus dem Nähkästchen! Denn viele Jahre meiner Selbstständigkeit, habe ich mich stets bemüht ein wirklich guter und auch netter Chef zu sein.
Auch waren irgendwie alle mehr oder weniger zufrieden, der Einzige, der grundsätzlich nicht zu frieden war, war ich! Ich habe mich über so viele Dinge (Kleinigkeiten und nichts Dramatisches) aufgeregt, dass mir stetig und immer öfter das Fass übergelaufen ist!

Ein/e Mitarbeiter/in
Macht miesen Umsatz,  die Schuld lag natürlich nie bei ihr! Tausend Gründe ,warum sie nicht verkauft.
Nie haben die Azubis für mich Zeit, meine Kunden sind alle so schwierig, die wollen, dass ich alles selbst mache und viele weitere Märchen!

Ein/e weiterer/e Mitarbeiter/in:
Ist unflexibel und kein Termin für Teammeetings, Seminare oder was auch immer hat gepasst, egal ob ich 2-3- oder 5 Termine ausgab. Sollte sie dann tatsächlich mal Zeit haben, hatte garantiert jemand anderes an diesem Tag keine Zeit.

Ein/e anderer/e Mitarbeiter/in:
Ist ständig krank und macht wegen jedem Furz gleich immer theatralisch die Welle!
Ist faul, räumt ihren Müll nicht weg, ist dreist, teamunfähig  und das gesamte Team ist stinkig und unzufrieden mit ihr! Aber sie hat ja einen so armen kranken Opa und das schindet bei allen Mitleid. Ständig ruft sie kurzfristig an, um dem Opa beim Sterben zuzuschauen und kann dann natürlich nicht zur Arbeit kommen! Erstaunlicherweise wird Opi dann, als es dann wirklich akut wurde, schlagartig gesund aus dem Krankenhaus entlassen…

Und überhaupt, ICH komme  auch nur noch schlecht gelaunt zur Arbeit, denn die Geschäfte laufen kacke und ich habe wie immer ziemliche Geldsorgen! Kompensieren tue ich das, indem ich arbeite wie ein Tier. Ich buckel mich krumm, um überhaupt über die Runden zu kommen um meinen Mitarbeiter ein schönes und gemütliches Leben zu finanzieren!

Aber  zumindest bin ich ja wirklich ein Netter!

Alles in allem, ein Teufelskreis und ich wusste mich immer  nur kurz  aus der Krise zu stemmen und dann ging es irgendwann wieder von vorne los.

Das Hamsterrad drehte sich immer schneller und ich bekam das Meiste gar nicht mehr mit!
Bevor ich etwas an die lieben Mitarbeiter weiter gab, habe ich es lieber gleich selbst gemacht… so konnte ich mich um wesentliche Dinge und Abläufe gar nicht mehr kümmern…
Eigentlich blieb das Meiste auf der Strecke und meine Mitarbeiter waren gelangweilt, demotiviert und unterfordert!

Und an wem lag dies alles?

Natürlich an diesem undankbaren Mitarbeitern. Die konnten nur nehmen und geben war ein Fremdwort, die haben mich stets ausgenutzt und viele haben mich verarscht. Wenn es denen nicht gepasst hat, drohten sie mir zum Teil mit Kündigung und ich habe mal wieder ganz schnell klein beigegeben oder bin irgendwann explodiert, dann war irgendwann jedem klar,wo es lang ging (im besten Fall) und dann hat sich die ganze Suppe von vorne aufgebaut! Natürlich ist nicht das gesamte Team so, aber es reichen 1-2 Leute, die die Schwächen vom Chef ausnutzen, schnell finden auch andere diesen Weg! Nicht mal aus böser Absicht, nur einfach weil es funktioniert!

Was bleibt? Lange Gesichter… der Laden läuft schlecht, das Moos ist knapp und irgendwann wird auch die Stimmung immer knapper! Der Chef ist gestresst und überarbeitet, wird krank und leidet vor sich hin. Denn auch die Probleme werden vor lauter aus dem Weg räumen, gar nicht mehr wahrgenommen! Nur die Ergebnisse der Probleme, die spürt er und leidet selbst unter Betriebsblindheit und merkt nicht wirklich, dass ER das Problem an der ganzen Nummer ist!

Wenn ich dann gemerkt habe, die Stimmung kippt, dann habe ich ein paar Tage den Kasper gemimt und für gute Laune gesorgt und dann hat´s wieder einigermaßen geflutscht, bis die ganze Kacke von vorne los ging!

Immer wieder und wieder im Kreis, jeder Hamster hat mehr Spaß!!

Wenn das jemanden in mehr oder weniger ausgeprägter Form bekannt vorkommt, dann darf er gerne weiterlesen!
Mein  liebster Spruch und Leitsatz bis zum Ruhestand…

Wenn es in einem Unternehmen nicht läuft, dann hat stets der Unternehmer Schuld! Schau in den Spiegel und Du weißt, was oder wer nicht funktioniert!

Der Grund ist ganz einfach… wir arbeiten in einem sehr sozialen Bereich, müssen empathisch, “freundlich”, aufmerksam und zuvorkommend sein! Ein echtes Arschloch wird in unserem Beruf nicht wirklich erfolgreich werden! Somit fällt es vielen Friseuren schwer, streng, konsequent und gleichzeitig menschlich zu sein. Um ein guter Chef zu sein, muss man sich auf einem schmalen Grad  bewegen. Wir müssen harte Entscheidungen treffen und auch treffen können, zum Wohl aller! Auch so alt wie das Handwerk selbst…

Zuckerbrot und Peitsche!

Niemand muss nun  zum Arschloch mutieren und gnaden- oder herzlos sein Ding durchdrücken, aber die Unternehmerschaft ist keine Demokratie, sicherlich ist immer Platz für Diskussionen Für konstruktive Kritik sollte jeder Chef dankbar sein, aber zum Schluss habe ich als Chef das letzte Wort und wer dem nicht folgt, ist eindeutig fehl am Platz!

Immer rein in die Fresse? Da freut sich dann auch kein Dritter mehr...

Stress mit den Mitarbeiter…?

Nun kommt gleich wieder die Angst!?

Aber man bekommt ja soo schlecht Mitarbeiter und überhaupt, alleine schaffe ich das nicht!

Lieber allein, als als Sklave seiner Skrupel, jeder ist ersetzbar und alles ist besser als strukturlos durchs Geschäftsleben zu dümpeln! Was hat der nette (zu nette) Chef davon, wenn er zwar nett, aber pleite ist? Ich habe sicherlich mehr Mitarbeiter gerade wegen übertriebener Nettigkeit verloren, als durch meine erlernte Konsequenz und gesteuerte Strenge! Menschen, die keine Führungspersönlichkeiten sind, wollen eben geführt werden!

Basta!!

Meine Umfrage bei Facebook ergab eindeutig, dass Angestellte sich nicht nur einen netten und menschlichen, sondern auch einen strengen Chef wünschen, der sie anführt. leitet und auch konstruktiv kritisiert!
Sicherlich, Kompetenz, Humor, Menschlichkeit und Lob wurden auch verlangt, aber zielgerichtete Strenge, konstruktive und gerechte Kritik, waren weit mehr der Befragten wichtig!
Sollte man so wie ich, schon lange Jahre diesen Weichei-Makel durchs Berufsleben tragen, gehört eine Menge Selbstreflexion und Eigenkritik an die oberste Stelle! Es war für mich nicht leicht, meine Fehler einzusehen und einzugestehen! Ich habe mich zurückgelehnt und versucht, mich mit den Augen meiner Mitarbeiter zu betrachten! Auch hat mir die Lebens-Situation ein Vater zu sein, am meisten die Augen geöffnet! Denn das Führen eines Unternehmens mit Azubis und Mitarbeitern ist nicht viel anders, als die Erziehung unserer kleinen Erdenbürger! Wer will schon eine verzogene Göre großziehen? Liebevoll und gleichzeitig konsequent, nein ist nein und gelobt wird  für´s artig sein und für eine gute Leistung, das sind die Mittel, die guten Eltern liebe Kinder bescheren!
Ich habe ein ganz liebevolles Verhältnis zu meinen Azubis und bin für jeden Spaß zu haben, bin der größte Kasper im Laden und rumspackeln ist eins meiner liebsten Hobbys!

Aber……..

wenn ich den Schalter umlege und meinen Ton ändere, dann verwandelt sich die ganze Situation wie durch Zauberhand! Dann stehen die Damen stramm, schlagen die Hacken zusammen wie bei der Bundeswehr und kein Schwein kommt auf die Idee, dass hier noch das geringste Maß an Spaß herrscht!
Ich persönlich danke meinem kleinem Schatz, dass ich so viel von ihr lernen durfte. Dem Geschenk, ein geliebter und liebender Papi zu sein, mal gar nicht in den Raum zu werfen.

Wie sang noch der Herbert Grönemeyer so schön… “Gebt den Kindern das Kommando”

Auch laufen die Mitarbeitergespräche nun auf einer ganz anderen Ebene, alle MA´s sind über UNSERE Ziele und Zahlen informiert und jeder weiß, ich kann nur ausgeben, was ich auch verdiene, also muss jeder sein Gehalt erst ein mal auch gewinnbringend einarbeiten!

Und das gesamte Team hat mit mir zusammen entschieden, welche Wege wir dafür gehen und jedes Teammitglied verlangt auch von mir als Chef, dass ich Personen, die diesen Zielen im Weg stehen und nicht belehrbar sind, eben aus diesem Team zu entfernen habe!

Es wird nicht mehr um den heißen Brei geeitert, sondern Lob, aber auch Kritik und Tadel werden klar, sauber aber respektvoll ausgedrückt!
Unangenehme Gespräche werden nicht mehr vor sich her geschoben, sondern eben als allererstes erledigt, dann stehen sie nicht mehr im Raum und man kann sich auf positive Ziele konzentrieren!

Einige wichtige Punkte:

  • jeder Mitarbeiter kennt sein Umsatz-Soll und ist mit den Kosten und Gewinn-Strukturen des Unternehmens vertraut und kann nachvollziehen wie viel von seinem Umsatz wirklich als Gewinn übrig bleibt
  • Verkauf ist verboten, dafür wurde eine Beratungspflicht eingeführt, jedes Produkt, welches am Kunden angewendet wird, wird erklärt und dem Kunden der Nutzen und die Anwendung erklärt
  • Mitarbeiter – Chef – Gespräche werden alle drei Monate geführt, so kann man man regelmäßig neue Ziele setzten, vorherige überprüfen, Verbesserungsvorschläge unterbreiten und ggf. Kritik, aber auf jeden Fall Lob aussprechen
  • bei den Gesprächen wird respektvoll “Klartext” geredet, positive, aber insbesondere unangenehmere Themen werden nicht auf die Lange Bank gelegt, sondern gemeinschaftlich und mit Wertschätzung angesprochen und zielorientiert gelöst

Reden wir mal über unsere Mitarbeiter:

Dieses Thema wird in Zukunft eines der wirklich schwierigen Themen sein, denn wir haben seit Jahrzehnten verpennt diese ausreichend für ihre schwere und so wichtige Arbeit zu bezahlen! In anderen Handwerksberufen verdienen Gesellen z.T. mehr als das doppelte und sogar hier gibt es Mitarbeitersorgen und Fachkräftemangel!

Aber warum verdienen diese Handwerker hier so viel mehr, wie kann das gehen? Eigentlich ganz einfach, weil die pro-Kopf Umsätze eben auch viel höher sind! Z.T. wird deutlich mehr Material eingesetzt und auch wesentlich weniger Handarbeit geleistet… aber vor allem haben diese Handwerksberufe nicht schon vor Jahren gemeint, wenn sie zu teuer werden, das dann kein Kunde mehr kommt!

Der Friseur nimmt z.T. weit weniger als die Hälfte als andere Gewerke und wundert sich heute, das den Job einfach keiner mehr machen will! Jeder der jetzt nicht schafft die Reißleine zu ziehen und seine Mitarbeiter mit anständigen und gerechten Grundgehältern auszustatten, wird unweigerlich vor die Hunde gehen oder eben alleine in seinen Salon stehen… denn in Zukunft wird es keine neuen Kräfte mehr geben! Kollegen fangen nun an sich mit fiesen Mitteln ihre Mitarbeiter abzuwerben… gerade am eigenen Leib erlebt… da gibt es dann einiges an Schwarzgeld und am Ende bekommt der MA dort netto deutlich mehr als bei mir, der fair und sauber abrechnet!Kinderzeichnung "Ich wnsche mir..."

 

Heute arbeite ich gerade an einem Seminar-Konzept zu genau diesem Thema, das wird spannend!

Informiere Dich hier : https://www.haarchitektur.de/friseur-seminare-und-schulungen/