Ewiglich die gleichen Fragen und Diskussionen! Warum sind wir so billig? Warum ist unser Image im Keller?
Warum verkaufen sich so viele Friseure so unter Wert?
Als aller Erstes… schaut man in die Facebook-Friseurgruppen wird einem schwindelig!
Wenn man mitbekommt in welchem Ton und mit welchen Argumenten dort so manch einer diskutiert, Beleidigungen, Anfeindungen, Mobbing und Aussagen weit unter der jeglichen vertretbaren Niveaus sind hier nicht selten, werden aber von uns streng geahndet!
Da gibt es Menschen die beleidigen ihren Kontrahenten auf Grund ihrer Körperfülle, weil sie dem Gesprächspartner schriftlich/verbal nicht gewachsen sind! Da mutieren gestandene Friseurmeister, die auf ihrer Geschäftsseite in den höchsten Tönen von ihren Kompetenzen schwafeln, zu völlig abstrus in Gossensprache verfallende Asoziale, bei denen sich so mancher Gangsterrapper so einige Scheiben abschneiden kann!
Da werden Bilder gepostet von strullagelben Strähnen auf quitschig rotem Haar und es entbrennt dort eine Pöpel- und Schimpftriade mit über 250 Kommentaren!
Zum Teil mit so fürchterlichen Beschimpfungen dass jede Hafenhure rot wird… und das alles nur, weil da einer so vermessen war, diese schreckliche Haarfarbe wahrheitsgemäß als schrecklich zu betiteln!? Mir ist klar, dass man über Geschmack nicht streiten sollte, aber Schönheit, Stil und Kunst haben etwas mit Ästhetik zu tun!
Rote Grütze mit uringelb gewürzt, entspricht auch nach hitzigen Diskussionen einer mangelnden Ästhetik… aber darum geht es eigentlich nicht! Es geht darum, dass man die Meinung des Gegenübers nicht gelten lässt. Aber auch um Missgunst und Neid. Vielleicht ist aus dem Grund, dass die Leute den ganzen Tag nahezu gezwungen sind freundlich zu sein, so dass sie am Abend im Netz wie die Rohrspatzen ihren Frust raushauen müssen? Aber auch Kritik kann man doch auch ganz normal und höflich äußern, man muss doch nicht den Anderen gleich nieder machen? Genau so wird dann, wenn mal wer kritisiert wird, gerne ein heftiges Fass aufgemacht und angepöbelt was nur geht!
Aber es geht weiter… und zwar bei dem Spruch
„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht!“
Was für ein Bockmist und was für eine schräge Art ein Hobby zu zerstören!
Wenn ich etwas gerne in meiner Freizeit mache, dann tue ich dies um mich von meiner Arbeitszeit abzulenken und auf andere Gedanken und Ideen zu kommen! Mache ich diese Tätigkeit dann aber um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, bin ich gezwungen, sie stets zu machen. Auch wenn ich einmal keinerlei Lust dazu habe! Keine Arbeit die ich tun „muss“, kann ein Hobby sein!
Aber schauen wir uns doch mal die versammelte
„Ich lebe meinen Traum“-Fraktion einmal an:
Sie träumen vor sich her und leben ihren Traum und führen ihren Laden wie sie sonst ihr Hobby geführt haben!
Wir gehen heute von ca. 86000 Friseurunternehmen aus, 25000 (ca. 30%) Unternehmer haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht (sie machen jetzt offiziell Schwarzarbeit) und generieren (angeblich) mit ihrer Arbeit weniger als 17500€ Umsatz im Jahr! Somit sind sie steuerbefreit und werden, da sie ja eh keine Steuern abführen, auch nicht steuerlich geprüft! Und das ganze dann mit dem Hintergrund, das wir “Alle” ihnen ihren Lebensunterhalt zum Teil finanzieren und sie das restliche Geld unter die Ladentheke schieben! Natürlich mag es hier immer welche geben, die ihre kleinen Läden nur als Hobby betreiben, die müssen aber auch nicht davon leben, z.B. weil der Ehepartner ausreichend nach Hause bringt! 🙂
Weitere 28 000 Unternehmer (ca.35%) leben ihren Traum und machen traumatische Umsätze unter 50 000€!
Wow, jetzt hören sich 50 000€ richtig viel an… geht man aber von einem Gewinn (wirklich schön gerechnet) von 15 – 17% aus und bedenkt man, dass der arme Unternehmer seine gesamten Sozialabgaben selber tragen muss… sind wir hier bei einem Verdienst unter dem Harz 4 Limit!
Wer nun noch glaubt, das sich jemand mit einer Arbeit selbstständig macht, von der er offiziell nicht mal leben kann und noch beim Amt schnorren geht, ohne noch den einen oder anderen Euro unterm Tisch verschwinden zu lassen… der versteht die Welt nicht!
Wenn ich jetzt mal äußerst kompliziert nachrechne, komme ich auf den erstaunlichen Wert von 33000 Friseurunternehmen, die von ihrer Arbeit tatsächlich alleine, über- oder gar leben können! Wobei wir auch da noch diejenigen abziehen müssen, die ihren Friseursalon als Geldwaschmaschine betreiben und dort astronomische/rein fiktive Umsätze mit 10€ Haarschnitten generieren! Die billig Barbershops springen gerade aus allen Ecken!
Jetzt muss man eigentlich nicht mehr lange überlegen, warum dieser schöne Beruf einen so schlechten Ruf hat, das Image im Keller steckt und sich andere Unternehmer und Handwerksbetriebe über uns totlachen! Warum diesen eigentlich tollen Beruf niemand mehr ausüben oder gar erlernen möchte!!
Schwarzgeld in unvorstellbarem Ausmaß… Vollassis mit verbalen Entgleisungen, die uns und unseren Beruf vertreten, Leute mit Kontakt zum Milieu machen mindestens 70% unseres Berufes aus… mich persönlich verwundert es, dass es in unserer Branche nicht viel schlimmer ausschaut!
Nicht die vielen Filialisten mit zu billigen Preisen, nicht der Mindestlohn und die viel zu schlechte Bezahl -und Preispolitik alleine, sondern hauptsächlich die bewiesene Dummheit in unserem Gewerk! Niveaulosigkeit, Hetze, Missgunst, Planlosigkeit, unter Wert verkaufen, unkalkulierte Preise und der dummen Angst, dass der Kunde bei höheren Preisen nicht mehr kommt!
(Das geht hier auf dem Lande nicht… bei uns in der Region zahlt das keiner…) oh mein Gott, wenn ich das schön höre, wird mir stets ganz anders!
Da verkauft man sich lieber komplett unter Wert und agiert mit wirtschaftlich unmöglichen Preisen und zahlt seinen Mitarbeitern so wenig, dass sich sogar der Staat genötigt fühlt, hier einzuschreiten!?
Was soll man noch sagen?
Als damals die vermeintliche Wunderwaffe Olaplex auf der Timeline erschien… in den Foren war die Hölle los, alle waren fürchterlich aufgeregt und glaubten den heiligen Gral der Friesurbranche entdeckt zu haben…
Und schon gleich am Anfang die ersten Stimmen… waaaas 40€ mehr… das zahlt doch kein Kunde?
Nee ich nehme nur 15€… ich habe das mal durchkalkuliert… “durchgurkuliert” würde bei der Berechnungsformel deutlich besser passen!
Und schon wieder sind die Friseure zu blöde und denken mit ihrer eigenen kleinen Geldbörse die Preise für den Kunden klein!
Welch trauriges unendliches Leid…
… das kann ich doch meinen armen Kunden nicht zumuten, da kalkuliere ich einfach sooo lange, bis der Preis irgendwie besser klingt und ich wieder einmal nichts verdiene!
Da lassen sich tausende Unternehmen von ihren Zulieferern überteuerte Produkte mit z.T. miesen Inhaltsstoffen liefern. Oft werden Friseure als unfreiwillige Produkttester missbraucht und die Produkte mit unserem Standing am Markt etabliert!
Worauf einige Firmen dann, Shop und Online-Händler, die Produkte zu Ramschpreisen direkt an den End-Kunden verhökern lassen.
Und wir… wir schauen zu… ach ja wir schimpfen und klagen… aber wundern uns, dass wir das Image haben, welches wir haben!?
Da wundern wir uns, dass am Ende des Monats unsere armen Mitarbeiter ihr karges Gehalt bekommen und zum Schluss für viele Unternehmer oft zu wenig zum Überleben übrig bleibt?
Und dann träumen wir weiter, von besseren Zeiten, wo wir von unserer Arbeit leben können… und wenn wir nicht gestorben sind, dann träumen wir auch morgen noch!
Schluss mit Alp-Traum!? www.friseur-coaching.de
Perfekt formuliert!
Als ich vor 4 Jahren durch meine Frau auf die Branche aufmerksam geworden bin war ich entsetzt.
Vorher war für mich ein Friseur eben eine Friseur.
Heute weiss ich welches Potenzial diese Branche eigentlich hat.
Ein echtes Handwerk, ganz nah am Kunden. Was allerdings flächig daraus gemacht wird ist grausam.
Ich habe auch lernen müssen…
Als meine Frau mal eine Kundin nicht annehmen konnte, weil ihr Termin buch an dem Tag voll war, habe ich versucht der Kundin einen Termin zu vermitteln. ALLE Salons die ich angerufen habe konnten der Kundin nicht helfen… nicht weil sie keine Termine mehr gehabt hätten… sondern weil ich ganz offiziell als Kollege nach einem Termin für unsere Kundin fragte.
Ich musste diese Erfahrung erst verdauen…
Das Thema Kalkulation ist mein Steckenpferd. Manchmal erkläre ich den Kunden im Salon wie unsere Preise zustande kommen.
Viele bedanken sich und ich habe noch nie eine negative Meinung gehört.
Das Thema Olaplex eignet sich super 🙂
Wir haben die Preise für diese Zusatzleistung kalkuliert und in die Preisliste aufgenommen.
Im 30km Radius waren wir die ersten die Olaplex angeboten ahben.
Die Kunden haben unseren Preis ohne Beanstandung gezahlt und waren begeistert.
Wochen später kamen die ersten Kunden und meinten Olaplex sei zu teuer, im Ort gibt es das auch günstiger…
Ich habe natürlich die Preise beim Wettbewerb ermittelt und nachgerechnet.
…entweder bekommen die Kollegen das Olaplex geschenkt oder sie gehören einer Wohltätigkeitsorganisation an.
Mich trieb das um, also habe ich einzelne Kollegen besucht und auf die Olaplex-Preise angesprochen.
Die Antworten kann sich jeder denken…
Am besten war: “Weil ihr Olaplex hattet sind unsere Kunden zu euch gewechselt. Wir haben das dann auch in den Laden geholt und billiger gemacht damit unserer Kunden wieder zurück kommen!” Wie doof kann man eigentlich sein.
Als ich dem Kollegen vorgerechnet habe, dass er bei seinem Preis für Olaplex am Ende draufzahlt, hat er mich vor die Tür gesetzt… Profis eben 😉
Ich könnte unzählige Beispiele bringen bei denen ich oft nur noch dastehe mit offenem Mund und denke: “Ist das jetzt echt so oder ist das Comedy”
In diesem Sinne…
Danke für die Worte und weiter so!
Gruss
Rouven
Dem kann ich nur beipflichten und vor allen dingen Christian Funk für diesen Post recht herzlich danken. Er trifft den Nagel auf den Kopf…In den 80ziger Jahren hatten wir mal ein sehr großes Image. Aber das ist dahin von den Friseuren selber hin gemacht worden….
Danke Herr Funk, genau das! Wir sind nicht teuer sondern PREISWERT! Ich bin meinen Preis wert. Jeder andere Handwerksberuf kalkuliert mit locker 60 Euro die Stunde. Ein Friseur meistens mit 30 Euro. Ich arbeite seit Jahren daran, dass meine Mitarbeiter mehr verdienen und jedes Jahr gibt es eine Preiserhöhung. Alles wird teurer. Wenn ich es nicht mache ist es mein Geld was fehlt, auch wenn es “nur” ein Euro ist. Ein Euro pro Kunde sind pro Friseur locker 8 Euro pro Tag, 40 Euro pro Woche usw.. Ich finde wir sind auf einem guten Weg, dass die Low Budget Friseure verschwinden und endlich wieder mehr normale Preise gemacht werden 🙂
Lieben Gruß und Danke für diesen Beitrag,
Pia Bruchmann
Grundsätzlich sind die ausführungen ja richtig. Mich stört nur, dass hier auch die verallgemeinerungskeule ausgepackt wird. 70% vollassis, mit kontakten zum ” milieu” etc. sind jedenfalls nicht meine erfahrungen und ich sehe wirklich viele salons und kenne sehr viele friseure. Es mag ja alles richtig sein, dass kalkulation die basis jeden geschäftes sein sollte, aber es gibt eben nich nur leute wie christian funk, die dazu in der lage sind und die hohen preise dann auch durchsetzen können. Das bedeutet ein hohes mass an energie, einsatzbereitschaft, zeitaufwand und durchhaltevermögen. Also wird es immer salons geben, die mehr schlecht als recht über die runden kommen. Nicht zuletzt davon leben auch die betriebe, die mehr in qualität und know how investieren.
Ich kann Ihre Probleme mit meinen Worten verstehen… trotzdem… 25000 Friseure unter 17500€ Jahresumsatz… weitere 28000 unter 50000€ und unglaublich viele Salons mit unglaublich billigen Preisen! Fakt ist und bleibt, nur 30% der Friseure am Markt agieren über dem 50000€ Umsatzbereich, der als einziger ausreichend Gewinn erwirtschaften kann um so eine Unternehmen “legal” am Leben zu erhalten und den Unternehmer zu ernähren! Der Zoll setzt einen Stundenumsatz von 38€ voraus, ansonsten wird pauschal von Manipulation in irgendeiner Form ausgegangen! Das sind Zahlen, die nicht ich erhoben habe, sondern diese Zahlen kann man bei Statistischen Bundesamt nachlesen! Und niemand hat gesagt, das jeder jetzt teure Preise fahren muss… es sollten nur wirtschaftlich vertretbare sein!
Ich finde so langsam, das es imFriseurgewerbe immer wundersamer wird lch sehe das auch an den Zahlen die Herr Funk
genannt hat, ich bin alleine und mache einen Umsatz von 89000E vor Steuer, wenn man alles Rechnet kommt einGewinn
von ca18000E raus.Dann geht noch einmal Steuer weg Einkommensteuer, und es bleibt noch ca15000E geteilt durch 12 Monate
ist nicht gerade viel.Aber was mir aufgefallen ist, das es meiner Meinung nach Banden gibt die Terror machen das rauszubekommen wer das ist, ist schwierig, aber irgendwann sicher machbar.
Ich habe es von einigen gehört, und Denke man sollte auf jeden Fall zur Polizei.Schade ist das es im Friseurhandwerk so zugeht, und ich Hoffe das man es bald ändert,Kontrollen in allen Bereichen sollte unbedingt gemacht werden den ich Denke
das die Schwarzarbeit im Friseurhandwerk blüht.
Hmmmm, 89.000.-€ vor Steuer und nur 18.000.-€ Gewinn? Da läuft aber auch was gewaltig schief, vor allem weil Sie allein arbeiten!Der Umsatz ist recht gut aber das wasübrig bnleibt passt nicht dazu.
Laut EVA- Vergleichspanel von Wella sind 20% Gewinn im Durchschnitt schon eher sehr hoch gegriffen! Bei Lohn und Lohnnebenkosten von durchschnittlich 45% und den im durchschnitt viel zu niedrigen Dienstleistungspreisen, ist das ganze nicht sonderlich verwunderlich! 🙂
Kompliment zu dem Beitrag der absolut den Tatsachen entspricht. Mir fehlen in dieser Auflistung noch die unglaublich vielen Ausnahmebewilligungen. Problematisch deshalb, weil hier Mitarbeiter, ohne notwendiges BWL wissen in die Selbstständigkeit gehen. Die zahllosen Fragen in den Facebook Foren spiegeln das Dilemma.
Nebenbei: kürzlich bei einem Treffen mit Friseurin kam plötzlich das Schwarzgeld ins Gespräch. Einhellige Meinung: 60-70 % schwarz der Rest wird versteuert. So macht man das
Ein ganz toller Blogbeitrag. ich bin dir wirklich dankbar für deinen Blogbeitrag. Danke für das Teilen.
Hmmm, was soll man da schreiben. Die Erregung bringt aber nichts, obwohl Herr Kollege, das stimmt alles, aber alles ist auch seit Jahren bekannt, die Übeltäter ebenfalls, und dennoch wird weiterhin das gemacht, was in der Branche üblich ist, Dazu die Stuhlvermieter (die Zuhälter um bei einem plastischen Beispiel zu bleiben) nicht die Stuhlmieter (das sind ganz arme Teufel und ich hab nicht den Begriff Deppen verwendet). Dazu die Mobilen, die in jede Drecksbude gehen um nicht selten auch Hand anzulegen (ich kenn Beispiele persönlich – da weiß der Ehemann nicht, warum seine Frau so viel Geld verdient und ist ganz glücklich, dass seine Frau so nachgefragt ist). Und warum schießen die Friseurbedarfsläden wie die Pilze aus dem Boden? Weil es eine Nachfrage nach WellaBelladreck gibt. Aber der Markt ändert sich manchmal im Tagetakt. Monatelang hatten wir keine Bewerbungen und plötzlich konnte ich vier Stellen neu besetzen 15,20 Stunde (falls jemand unsere Werbung gesehen hat. 2.400 wird auf dem Straßenstrich oder bei Hausbesuchen nicht so schnell verdient. Da muss mobile Frau viele Köpfe mit dem Fön anblasen. Zusammenfassend: Zahlt besser, lasst den Müll von der Wertschätzung und was es sonst so an modischen Zeitgeist- und Consultinggeschwafel/Begriffen weg, LERNT WIEDER WAS ARBEIT BEDEUTET und betet, dass die Inflationsrate auf 7 – 10 % steigt (dann gehts einigen an den Kragen). Das nennt man Marktbereinigung und die ist mehr als Überfällig.