Wie versprochen informiere ich heute meine Kollegen und jeden den es interessiert über mein Treffen mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Detlef Bade und weiteren hochrangigen Vertretern des Landesinnungsverbandes des Niedersächsischen Friseurhandwerks und Vertretern anderer niedersächsischer Handwerksorganisationen. Zu den einzelnen Personen möchte ich aber später genauer kommen!

Wie kam dieses Treffen denn überhaupt zustande und welchen Grund hatte dieses Treffen?

Zur Geschichte – im Herbst letzten Jahres wurde in dem Technologiezentrum der Handwerkskammer in Lüneburg ein Mittelstandsforum abgehalten zu dem Unternehmer mittelständischer Unternehmen aus dem Großraum Lüneburger Heide geladen waren.

Unser Niedersächsischer Ministerpräsident Stefan Weil hatte zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Auch ich stand hier auf der Gästeliste und hatte mir vorgenommen, weil hochrangige Vertreter der Handwerkskammer und der Stadt Uelzen sicherlich anwesend wären, unangenehme Fragen zu stellen. Ganz besonders das Thema „nicht“ meistergeführte und z.T. billigste (und wir wissen ja alle welche Geschäftszwecke, der eine oder andere Betrieb noch verfolgt) sogenannte Barbershops lagen und liegen mir sehr am Herzen!

Zu aller erst gab es einen Moderator geführte Diskussionsrunde, an der Herr Weil, unser Kammerpräsident und die Präsidentin der Industrie und Handelskammer Lüneburg beteiligt waren. Viel wurde darüber diskutiert, dass die Politik das Handwerk wieder attraktiver machen müsse und sehr viele andere wichtige Themen; Digitalisierung, schnelles Internet, Bürokratie, Fachkräfte und Nachwuchsmangel in nahezu allen Handwerksberufen uvm., dass wir aber im Handwerk unter widrigen und ungleichen Wettbewerbsbedingungen zu leiden haben, vermisste ich sehr!

Als es dann dazu kam, dass auch wir Gäste Fragen stellen durften und der Moderator hoch und heilig versprach, dass keine Frage unbeantwortet bleiben würden, ergriff ich meine Chance und bin auf das Thema Attraktivität und wie wir das Handwerk wieder attraktiver machen könnten eingegangen!

Meine Aussage war, dass ich nicht der Meinung bin, dass die Politik uns Handwerker attraktiver machen kann, diese Aufgabe müssen wir eben ganz alleine bewerkstelligen – höchstens unsere Berufsverbände hatten hier mit den Unternehmen zusammen eine wichtige Aufgabe zu bewältigen!

Als Beispiel habe ich meine eigenes Unternehmen in den Raum gestellt, ich betreibe mit weit über einer Million Leser den größten Friseurblog Deutschlands und würde über diesen so laut als ginge in die Welt hinausschreien, was ich anders mache und warum ich für Nachwuchs und Mitarbeiter attraktiver als der eine oder andere Mitbewerber wäre! Ich bilde zurzeit sechs Azubis aus und vier meiner Auszubildenden verfügen über ein Abitur und ich hätte bis jetzt jeden Ausbildungsplatz adäquat belegen können. Ein Zeichen das sogar ein Friseur attraktiv für junge gut ausgebildete Menschen sein könnte! Wie gesagt, jeder kann sich durch gutes Marketing, gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen attraktiv machen – nur brauchen wir Friseure dafür gerechte Wettbewerbsbedingungen und diese wären am Markt so auf keinen Fall gegeben! In Niedersachsen sind 38% Kleinstunternehmer im Friseursektor, mit 66€ Tagesumsatz und Umsatzsteuerbefreiung. Diese Einzelunternehmer, die unseren Beruf preislich zu Grunde richten, schaden dem Gewerk nachhaltig! Barbershops die oft ohne Meister und mit “merkwürdigen” Geschäftsgebaren unser Image zusetzten und die gesamte Friseurbranche in eine Schmuddelecke drängen!

Schwarzgeld in unglaublichem Ausmaß – z.T. vom Staat geduldet und sogar gefördert.

Mittlerweile war der Moderator leicht angezickt, da er sehr deutlich spürte, dass meine Worte nicht sonderlich gut auf dem Podium und in den ersten Reihen bei Politik und Stadt ankamen! Er forderte mich auf endlich eine Frage zu stellen! Ich habe dann die Frage gestellt, wie es denn in einem Land wie Deutschland sein kann, das eine Gruppe von Unternehmern gegen bestehende Handwerksgesetze verstoßen kann und keine Institution, also Handwerkskammer, Stadt, Zoll, Kreishandwerkerschaften, Verbände etc. auch nur das Geringste dagegen tun können!?

Wie kann es sein, dass Unternehmer ein Unternehmen betreiben dürfen, nicht geprüft werden und am Ende noch Hartz 4 beantragen können und somit auf unsere Aller Kosten leben und später im Alter ganz klar in Armut leben werden und auch hier auf unser aller Kosten in die Grundsicherung kommen werden?

Mittlerweile wollte man mir schon mehrfach ins Wort fallen und sogar mein Mikrofon entziehen, was ich aber auf keinen Fall zugelassen habe! 😊

Endlich konnte Ministerpräsident Weil auf meine Fragen antworten – seine Antwort war wiederum sehr diplomatisch, aber auch verständnisvoll – er bestätigte mir, dass er in Hannover auch schon häufiger gedacht hat, wo kommen denn mit einem Mal die ganzen Friseure her, mehr Haare haben wir ja auch nicht bekommen!

Da er aber weder politisch noch inhaltlich etwas drüber wisse, noch etwas dagegen unternehmen könne, gab er die Fragen weiter die Handwerkskammer und an die Stadt Lüneburg.

Aus beiden Richtungen folgte betretenes Schweigen – im laufe der weiteren Diskussionen wurde meine Aussage mehrfach von anderen Unternehmern zitiert und hingewiesen, das auch sie mit  ähnlichen Problemen zu kämpfen hätten – nach der Veranstaltung war ich so sauer, das ich keine Lust auf das Buffet verspürte und eigentlich so schnell als geht dort abhauen wollte! Draußen auf dem Flur pfefferte ich mein Namensschild auf den Tisch und wollte gehen, als mich draußen mehre Leute ansprachen und mich für meinen Auftritt lobten oder Fragen an mich hatten. So nahm ich dann doch an dem Buffet teil und führte angeregte Gespräche!

Irgendwann sprach mich auch Claudia Schmidt an und stellte sich als Obermeisterin der Friseurinnung Uelzen (Nachbarstadt/Bezirk) vor und lobte mich auch für meine Worte sagte mir, das ich ihr sehr aus der Seele gesprochen hatte, es folgte angeregte Diskussionen und Gespräche… nach ca. einer ¾ Stunde stand mit einem mal Herr Detlef Bade neben mir und eröffnete, das er nun sehr gerne mit mir reden wollen würde!

Er entschuldigte sich bei mir, dass er meine Fragen auf dem Podium nicht beantwortet hätte, aber er müsse zugeben, dass ich ihn auf den falschen Fuß erwischt hätte, da er über die rechtlichen Hintergründe nicht ausreichend informiert war. Nun hatte er gerade eine halbe Stunde mit seinem Rechtsberater telefoniert und bestätigte mir, dass ihm dieses Thema auch sehr am Herzen liege, da er aus einer Friseurfamilie komme und als einziger „Nichtfriseur“ aus der Art schlagen würde.

Er würde sich dem Thema sehr gerne offensiv annehmen und schlug mir im neuen Jahr ein gemeinsames Arbeitsmeeting vor. Hierzu solle ich dann Kontakt mit der Landgesinnungsmeisterin Manuela Härtel-Dören Kontakt aufnehmen, damit wir ein Treffen organisieren könnten.

Ich berichtet damals direkt, nach der Veranstaltung über ein Livevideo auf meinem Profil und auch in den Gruppen.

Claudia Schmidt hat dem Gespräch damals beigewohnt und sämtliche Mittel, Kontakte und Möglichkeiten die sie als Innungsobermeisterin besitzt, genutzt, um die Kontakte und Organisation für dieses Treffen zu übernehmen.

Die Wochen und Monate bis dahin, waren wir in regem Kontakt, haben uns ausgetauscht und uns aber auch über die Arbeit und die berufliche Einstellung des anderen informiert und festgestellt, dass wir absolut auf einer gleichen Wellenlänge liefen! Es entwickelte ich ein freundschaftlicher Kontakt und zusammen haben wir es dann geschafft, am 26.03.2019 die wichtigsten Persönlichkeiten aus dem Niedersächsischen Handwerksbezirken zusammenzutrommeln, um diese Problematiken gemeinsam anzugehen!

Livevideo direkt nach dem Mittelstandsforum 2018 in Lüneburg

Nach dem für mich enttäuschenden Mittelstandsforum – gab es dann wiedererwartend gute Gespräche beim Essen und ein Kammerpräsident Detlef Bade der mich nach der Veranstaltung auf Augenhöhe ansprach und mir anbot, mich zusammen mit dem Landesinnungsverband an einem Tisch, der Sachlage meiner Kritikpunkte anzunehmen! Ich bin einen Schritt weiter! 😎 Und da ich stets positiv bin, werde ich davon ausgehen, das hier etwas bewegt wird!

Gepostet von Christian Funk am Montag, 26. November 2018

Anwesend waren:

Claudia Schmidt – Friseurinnungsobermeisterin Uelzen

Manuela Härtel-Dören – Landesinnungsmeisterin Niedersachsen

Claudia Farken – zukünftige Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide

Detlef Bade – Handwerkskammer Präsident Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

Eckard Sudmeyer – Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade

Marc Ringel – Hauptgeschäftsführer des Landesinnungsverbands Niedersachsen

Herr Böckmann – noch Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide

Herrn Bade habe ich als einen sehr freundlichen, humorvollen, bodenständigen, ruhigen aber sehr bestimmten und lösungsorientierten Menschen kennengelernt und für diese große Chance für unseren Beruf und seinen Einsatz  bedanke ich mich von Herzen!

Frau Härtel-Dören habe ich als energiegeladenes Powerbündel kennen gelernt, die mit ihrer starken Ausstrahlung und großer Gesprächsgewalt, maßgeblich zu einer, wie ich finde, sehr erfolgreichen Arbeitsrunde beigetragen hat!

Nun mal zu den Hintergründen, warum es faktisch so ausschaut, als könnten Betreiber billiger Barbershops massiv gegen die Handwerksordnung verstoßen und keiner etwas gegen deren Machenschaften unternimmt!

Schuld an dieser Misere ist ein eigentlich kleiner aber feiner Fehler in unserem Gewerberecht oder bei der Zulassung eines Gewerbes! Denn eigentlich kann sich jeder erstmal mit jeder Art von Unternehmen selbstständig machen, sprich für den Gewerbeschein braucht er weder den Beruf erlernt haben noch irgendetwas nachweisen. Erst wenn das Unternehmen eröffnet und das Gewerbe angemeldet ist, geht die Überprüfung im Handwerk an die Handwerkskammer.  Diese geben die Info dann an die Kreishandwerkerschaften weiter und diese schreiben den Unternehmer an, damit dieser den Beweis der im Handwerk üblichen Voraussetzungen zu legen hat! Das wird dann oft bis zu dreimal ignoriert und geht dann zur Eröffnung eines Verfahrens an die Handwerkskammer zurück. Hier wird der Unternehmer aufgefordert unverzüglich mit einer Frist von mehreren Wochen sämtliche Vorgaben zu beweisen. Nun mit einem Mal wird das Unternehmen aber an eine andere Person übertragen und das ganze Spiel beginnt von vorne – das kann sich so, über viele Jahre fortführen und weder die Kammer noch die Kreishandwerkerschaften haben das Recht hier etwas zu beschleunigen oder gar Überprüfungen durchzuführen. Seit einigen Jahren ist ausschließlich das Zollamt für Überprüfungen zuständig! Der Zoll überprüft aber, außerhalb allgemeiner Prüfungen, nur auf akute Verdachtsmomente und diese müssen dann ggf. erst durch einen Staatsanwalt angeordnet werden.  So sieht man das hier eigentlich nur durch eine Gesetzesänderung Abhilfe zu schaffen wäre, dass diese Änderungen in naher Zukunft umgesetzt werden… bei unserem politischen System – sicherlich in einigen Jahren oder gar Jahrzehnten, wird es dann vielleicht so weit sein! 😊

Unser Ansatz ist es über die Handwerkskammer BLS als ein Pilotprojekt, ein Workshop für leitende Mitarbeiter der Gewerbeämter zu veranstalten und hier über die Probleme in der Gewerbevergabe von Handwerksgewerbebetrieben zu informieren (natürlich kann man dann auch andere Informationsveranstaltungen und Vorträge einbauen) und dann als besonders schwierigen Fall, welche Auswüchse diese Art von Gewerbezulassungen im Handwerk hat, das Friseurgewerbe in einem Vortrag vorzustellen.

So wollen wir Gewerbeämter sensibilisieren und animieren das Gewerbezulassungen im Handwerk erst zu bestätigen sind, wenn die Unternehmer eine Bestätigung ihrer Voraussetzungen über die Kammern vorweisen können.

Das Ganze soll dann natürlich in anderen Gebieten über sämtliche Kammerbezirke in Deutschland, aber auch über Innungen und Landesinnungsverbände propagiert und angeregt werden und so hoffentlich rege Nachahmungen zur Folge haben.

Dies ist zur Zeit der einzige vernünftige Weg, hier schnelle Erfolge zu erzielen und erfordert natürlich die Mitarbeit der Gewerbeämter. Aber wir sind uns sicher, dass auch dort normale Menschen arbeiten, die dieser Sachlage nicht gleichgültig gegenüberstehen und am Ende auch für Recht und Ordnung sorgen wollen! Somit sind wir hier von einem großen Erfolg überzeugt.

Wichtig ist natürlich, dass sämtliche Institutionen, Kollegen und – als andere Kammern, Verbände, Innungen und Kreishandwerkerschaften diesem Beispiel folgen – jeder einzelne meiner Leser hat nun aber auch die Aufgabe, dies in seinem Bezirk entschieden einzufordern. Ich rufe aber auch andere Organisationen – Intercoiffure, Gewerkschaften und andere Handwerksgewerke auf, sich dieser Aufgabe mit anzunehmen und mit uns an einem Strang zu ziehen!

Mehr Informationen über dieses brisante Thema könnt ihr durch mein Interview mit Manuela Härtel-Dören auf der Top Hair Messe in Düsseldorf erfahren, es soll ja Leute geben, die nicht gerne so viel lesen! 😉