Vorgestern erhielt ich die freundliche Anfrage eines Analysten mit der Bitte, ihm einige Fragen zum Thema Rasur zu beantworten.

Hintergrund: Procter & Gamble, aber auch Wilkinson verbuchen wohl massive Umsatzrückgänge bei Rasiergeräten und Produkten. P&G ist hier mit 58% immer noch Marktführer. Auch Wilkinson ist mit 17% immerhin der zweitgrößte Anbieter in diesem Segment. Trotzdem sind die Firmen insgesamt sehr verwundert über den heftigen Rückgang ihrer Umsätze. Aus diesem Grund haben sie offensichtlich meinen Gesprächspartner damit beauftragt, nach den Gründen hierfür zu forschen.

Der Herr wurde über meinen Blog auf mich aufmerksam und ließ mir – nach meiner Bereiterklärung zu helfen – einen Fragenkatalog zukommen, den ich bei aller Liebe weder beantworten möchte noch wirklich kann!  Denn mit den relevanten Produkten aus dem Einzelhandel kenne ich mich überhaupt nicht aus und habe erst recht keine Ahnung von Damenrasur-Produkten.

Witzig fand ich allerdings einen Aspekt:

Damen greifen wohl frecherweise immer mehr zu Herrenrasierern und auch Herrenrasierprodukten. Offensichtlich haben wohl viele weibliche Rasierkonsumenten bemerkt, dass der z.T. heftige Mehrpreis, den sie bezahlen müssen, außer der Farbe Rosa und den ihrem Gender entsprechenden Duftnoten – nicht so ganz gerechtfertigt ist! 😁

Wer mich kennt, weiß ja, dass ich eher selten verlegen bin und meistens recht klare und ehrliche Worte finde. Und wer so freundlich fragt, dem möchte ich eine Antwort auch nicht schuldig bleiben.

 

Hier also meine klaren Worte:

 

Hallo Herr Maydt,

als Friseur kann ich ausschließlich Profiwerkzeuge verlässlich beurteilen. Das gilt auch für Geräte und Kosmetik in Sachen Rasur, die wir im Salon verwenden. Wie es um die korrespondierenden Produkte im Einzelhandel bestellt ist, erschließt sich mir eher weniger.

Im Profi-Segment ist Rasieren wegen der Maskenpflicht lange Zeit nahezu unmöglich gewesen. Deshalb war und ist hier sicher ein großer Rückgang zu spüren. Viele Männer sind inzwischen auch von der Nassrasur auf die technisch immer anwenderfreundlicheren elektrischen Geräte umgestiegen. Daher glaube ich nicht, dass höhere Preise bei den doch eher geringen Kostenbelastungen einen allzu großen Einfluss haben.

Dass Frauen auf Männerrasierschaum und Rasierer umsteigen, kann ich dagegen schon sehr gut nachvollziehen! Verbraucher*innen fühlen sich allgemein hier schon länger veräppelt, sind Preisunterschiede zwischen Herren- und Damenprodukten in Zeiten der Gendergerechtigkeit doch eher kontraproduktiv und nicht nachvollziehbar. Warum soll also eine Frau für einen Rasierer, einen Schaum oder eine Aftershavelotion mehr bezahlen als ein Mann? Nur weil “ihre” Produkte schön rosa sind und fruchtig duften? Wohl kaum!

Google hilft auch Werbelügen zu erkennen.

Im Zeitalter von Google und Onlineshops sind die Menschen aufgeklärt wie nie und können sogar die kompliziertesten Inhaltstoffe einfach ermitteln.  Herren- und Damen-Produkte unterscheiden sich in der Regel einzig durch Duftstoffe und die Verpackung! Auch legen Kunden immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Zudem sind schädliche Inhaltstoffe heute eher bekannt und werden von den Kunden immer seltener akzeptiert!

Viele Retail-Shampoos z. B enthalten heute zu 99 % billigen Industriereiniger, sind voll mit Umwelt – und Haut schädigenden Schwefeltensiden (z.B. Sodium Laureth Sulfat), das ursprünglich mal für die Industrie als Entfettungsmittel gedacht war und höchstens für Putz- und Reinigungsmittel taugen würde. Heute sind jedes Shampoo, jedes Duschgel und sogar Kinderpflegeprodukte voll mit diesem stark auslaugenden Tensid, welches aus Urwald zerstörendem Palmöl hergestellt wird. Ich glaube, dass die Verbraucher*innen immer aufgeklärter sind und sich nicht länger mit giftigen Chemiebomben als “angeblich hochwertige” Haut-, Haar- und Körperpflegeprodukte verarschen lassen wollen!

Nachhaltigkeit ist am Ende nur die Bezeichnung: Greenwashing ist hier das Zauberwort der Werbestrategen.

Begriffe wie vegan, ammoniakfrei, silikonfrei etc. sind bei genauer Betrachtung überhaupt nichts wert! Ammoniak ist weniger schädlich als das Ersatz-Alkalisierungsmittel, anstatt Silikon wird noch billigeres und noch viel schädlicheres Polyquaternium in die Brühe gekippt und für “vegan” kann ich mir höchstens als Veganer ein veganes Ei pellen!

Vegan ist nur die Aussage, dass keine tierischen Inhaltstoffe enthalten sind. Über Qualität oder Güte sagt dieser Begriff nichts aus – die ekelhafteste Giftbrühe kann man als vegan bezeichnen – Hauptsache es sind z. B. keine Milch, kein Honig oder tierisches Keratin enthalten. Hochwertige in der Werbung genannte natürliche Inhaltsstoffe sind höchstens in homöopathischen Dosen enthalten und haben somit keinerlei Einfluss auf die Qualität und Wirkweise.

Der Markt entwickelt sich am Verbraucher vorbei, kein Mensch möchte belogen oder betrogen werden.

Würden diese Großkonzerne in erster Linie an das Wohlbefinden ihrer Kunden denken und weniger an Aktien, Dividenden und Gewinnoptimierung, dann würde ein solcher Hersteller tatsächlich für ein Win-Win Geschäft sorgen und könnte – ohne zu schummeln – seine hochwertigen Versprechen einhalten! Mittlerweile glaubt doch kaum jemand noch den in der Werbung versprochenen Aussagen, denn diese lassen sich dank Google und Co sehr einfach widerlegen!

Die Menschen haben das Vertrauen in diese Lügenbanden und einzig dem Geld verpflichteten Großkonzerne verloren! Sei es die Kosmetikindustrie oder die Lebensmittelhersteller! Lug und Trug und schädliche, giftige Inhaltstoffe, versteckte und z.T. giftige Zuckerstoffe, unnatürliche Aromen und Geschmacksverstärker – Nahrung, die uns krank und fett macht!?

Dieses Vertrauen gewinnt man nicht durch haltlose und z.T. dämliche Werbeversprechen zurück!

Denken Sie mal an die heutige Jugend, die geht für Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf die Straße und hat in Deutschland so eine große Macht ausgeübt, dass sie starken Einfluss auf die Politik und die Parteien hatte! Und genau dieser Jugend ist es “mit” zu verdanken, dass die größte Volkspartei in Deutschland bei der Bundestagswahl den Absturz überhaupt erlebt hat!

Unserem Nachwuchs kann man keine Giftpampe als umweltgrünes veganes Wundermittel verkaufen!

Ich befürchte, dass meine Antwort etwas anders ausgefallen ist, als Sie es sich erhofft haben, aber zumindest gebe ich wie üblich offene und klare Worte an jene weiter, die mich nach meiner Meinung fragen!

Was diese Konzerne, für die Sie diese Umfragen machen, damit anfangen, bleibt dann ihnen überlassen.

 

Liebe Grüße Christian Funk