Alle Welt sucht neue Mitarbeiter oder Azubis… aber fast niemand scheint welche zu finden!

In meiner Zeit als selbstständiger Friseur habe ich schon so manchen Azubi oder Mitarbeiter gesucht und natürlich auch die eine oder andere Bewerbung erhalten und natürlich auch schon viele Vorstellungsgespräche geführt. Sicherlich ist dies nicht immer so erquicklich wie man annehmen mag, denn diese Castings arten manchmal richtiggehend in Arbeit aus und lustig ist leider auch oft anders!

 Trotzdem habe ich stets versucht, das ganze mit Humor zu nehmen!

Mindestens einmal im Jahr fühle ich mich wie der Dieter, nämlich dann, wenn es um die neuen Azubis geht! Und dass es bei DSDS anfangs auch recht witzig zugeht, kennt man… tja hier hat man stets etwas zu lachen und Fremdschämen ist die Regel! Das Unvermögen fängt schon bei der Bewerbung an, nicht nur dass einige Leute unterirdische Zeugnisse vorweisen.Nein, besonders schön ist auch, wenn diese, wie in einem aktuellen Fall, 54 Fehltage haben und davon dann ganze 6 entschuldigt sind! Noch besser der Satz, der in dem Zeugnis eines jungen Mannes steht, der sich kürzlich zur Ausbildung bei mir vorstellte.

Haarchitektur-Lüneburg-Top Hair 2016-Blog (67)

Da bleibt nur schreien oder Alkohol… 🙂

Sozialverhalten: Sein Sozialverhalten entspricht nicht den Erwartungen. Er brachte wiederholt seinen Mitmenschen nicht genug Achtung entgegen…

Klar, das Zeugnis selbst ist natürlich auch dementsprechend benotet. Das alleine reichte dem jungen Mann aber nicht, denn eine Unterschrift ist heutzutage wohl nicht mehr so wichtig und auch die Bild und Druckqualität… nennen wir sie mal vorsichtig ein wenig laienhaft! Was mich aber am meisten begeisterte waren die hochtrabenden und hoch professionellen Ausdrücke mit denen der junge Mann sich zu verkaufen versuchte! Denn der Umgang mit Kunden bereitet ihm große Freude, da er sehr redegewandt sei. Eine schnelle Auffassungsgabe, hohe Lernmotivation gehören ebenso zu seinen Stärken, wie die Fähigkeit sich schnell auf wechselnde Tätigkeiten einzustellen und zügig neue Arbeitsgebiete einzuarbeiten …

Wow wie geilo ist der Typ denn?!

Besonders seine Pünktlichkeit, seine Zuverlässigkeit, Flexibilität, Sorgfalt und seine eigenständige und kundenorientierte Arbeitsweise zeichnen ihn besonders aus!

Schaut man sich sein Zeugnis an, glaubt man dies sofort! 🙂

Besonders wichtig ist hier natürlich fürs Image, dass die Bewerbung voller Rechtschreibfehler ist! Was mich hierbei immer besonders wundert, Leute mit Migrationshintergrund haben oft deutlich bessere Bewerbungsschreiben!? Ist es denn sooo schwer sich jemanden zu suchen und noch einmal Korrekturlesen zu lassen? Ich selbst bin nun auch nicht gerade der Rechtschreib- und Grammatikcrack, aber ich bin auch nicht so vermessen meine Texte unkorrigiert zu veröffentlichen! Kaum aufgefallen ist auch, dass der junge Mann seinen Text größten Teils aus dem Internet kopierte und dann noch in einer anderen Schrift den Satz  folgenden Text einfügte… (O-Ton)

“Noten und Beurteilungen sind nicht alles. Es würde mich freuen , wenn man sich ein eigenes Bild von mir machen könnte .”

Auch sehr erheiternd wirkt immer, im Anschreiben zwar die richtige Adresse, aber den Satz dann mit dem falschen Namen beginnen, das kommt immer gut!
An eine Bewerbung kann ich mich besonders gut erinnern, da wurde eine Friseurin anscheinend vom Arbeitsamt gezwungen sich bei mir zu bewerben!
Was an sich ja eigentlich schon eine herbe Zumutung für die arme Dame war!
Sie hat sich da wirklich sehr kreativ aus der Affäre gezogen!
Im Anschreiben hatte sie noch Haarchitektur Herr Funk stehen, aber in der Betreffzeile stand dann,

Bewerbung als Einzelhandelskauffrau bei Ernstings Family

Dann  startete sie wieder richtig und richtig gut…

Sehr geehrter Herr Funk,

nach meiner Ausbildung zur Friseurin wurde mir schnell bewusst, dass der Friseurberuf mir nicht liegt, schnell wurde mir klar, dass mein Herz für den Einzelhandel schlägt…

Ok, das ist doch mal eine nette Art einen Job nicht bekommen zu müssen?

Bei dem Infozettel für das Job-Center konnte ich bei: Gründe für eine Absage: nur diese göttliche Bewerbung mit einreichen, ob dies etwas bei der der Dame geändert hat? Ich bezweifele es…

Ein anderes Mal bekam ich eine handgeschriebene Bewerbung, die sich in etwa so ähnlich anhörte, wie eine mit dem Google-Übersetzer schlecht übersetzte Spam-Mail  und es hat etwas gedauert, bis ich die Lachtränen wieder los wurde! 🙂

Ich kann gut alles und bin fein im Reden…

Ich habe viele Jahre mit der Leuphana Universität Lüneburg zusammen für Hauptschüler Bewerbungstrainings und Coachings gemacht und würde mir für so manchen Menschen wünschen, es würden noch mehr solche Schulungen geben! Leider wurde das Projekt durch die geringe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland nicht mehr finanziert! 🙁

Besonders spaßig wird es dann, wenn man erst einmal den einen oder anderen Bewerber zum Vorstellungsgespräch einlädt! Hier hat man oft den Überraschungseffekt, ob die Leute überhaupt erscheinen oder wie ca. 50% der Bewerber, einfach dann doch lieber zu Hause bleiben!
Ist man dann wirklich mit einem anwesenden Bewerber beglückt, muss dieses dann nicht immer von Erfolg gekrönt, noch besonders beglückend sein!
Ich könnte hier so viele krasse Beispiele nennen, ich würde mir mit meinen Erfahrungen der letzten Jahre die Finger wund tippen! Vor nicht all zu langer Zeit hatte ich eine junge Dame (Ausbildung) die, während ich verzweifelt versuchte ihr irgend etwas aus der Nase zu ziehen, den Anschein machte, dass sie entweder völlig zugedröhnt oder jeden Moment einschlafen würde!

Es war an einem Dienstagabend, meine Azubis werkelten nebenbei (es war Übungsabend) an ihren Modellen und ich hatte dieses schräge Gespräch… die Mädels kicherten sich bei ihrer Arbeit einen in den Bart und auch ich selbst hatte fast Gesichtslähmung!
Erst als ich das Gespräch dann beendete und der Dame höflich, aber bestimmt erklärte, dass ich mit Ihrer schläfrigen Ausstrahlung und ihrem verbalen Verhalten nicht klar käme und niemals jemanden mit so einer oder besser gesagt keiner Ausstrahlung einstellen würde, erwachte sie mit einem mal zum Leben!
Das war eine völlig schräge und surreale  Erscheinung, denn es war so,als hätte jemand bei ihr den Schalter umgelegt . Sie bedankte sich völlig überschwänglich und freudig. Ich hatte das Gefühl, die Dame schwebte dann richtiggehend erleichtert und freudig aus dem Salon, so ;

“Oh Gott sei Dank, ich muss doch keine Friseurin werden!”

Aber auch so manches nette Vorstellungsgespräch entpuppt sich beim Vorarbeiten nicht unbedingt als Glücksfall!

Meistens wird einem sein gutes Gefühl ja nicht getrübt, aber so ab und an passiert es doch!
Hatte man ein wirklich erquickliches Gespräch mit einer intelligenten jungen Dame, die ja unbedingt Friseurin werden wollte, da ist die Überlegung schnell parat… DAS IST SIE!

Tja und dann kommt die freudig erwartet Dame… steht dann gleich von Anfang an mit gekreuzten Armen doof im Salon… hmmm was´n los!?
Also,  gar nicht schüchtern und fragen ob alles OK wäre?

“Also ich glaube ich möchte jetzt doch lieber nach Hause gehen!”

Plopp… und das nach 10 Min.?

Eine andere Dame die zwar Abitur, aber noch nie im Leben abgewaschen oder geputzt hatte… traurig aber wahr. Abwaschen mit kaltem Wasser und das Anstellen einer Waschmaschine konnte ihr auch nach dem fünften mal nicht begreiflich gemacht werden! Aber irgendwie und irgendwann findet sich doch der Glückstreffer und die Menschen, die einfach passen!
Wie gesagt, wenn man das Dilemma mit Humor betrachtet… ist das alles gar nicht so schlimm! Ich habe persönlich super guten Kontakt zur Berufsfachschule und mir über die Jahre eben auch einen guten Ruf als Ausbilder erarbeitet und somit schicken mir die Lehrer, mit denen ich zu 90% per Du bin, auch immer wieder ihre aller liebsten Perlen.dann habe ich oft die Qual der Wahl!
In der heutigen Zeit durchaus Luxus!  

Da sieht man mal wieder, Image ist alles!

Ja, auch dass ich hier mit dem Schreiben meines Blogs versuche, mein Image, aber eben auch das des gesamten Gewerks aufzubügeln, hat sich in diesem Jahr mehr als bezahlt gemacht! Schon bei der letzten Innungsversammlung haben sich meine Lüneburger Kollegen beschwert, dass kaum Bewerbungen bei ihnen eintrudeln. Ich musste mich da schon eher positiv aufstellen und konnte behaupten, reichlich Bewerbungen erhalten zu haben! Nun, nach dem wir unsere drei neuen Azubis für dieses Jahr gefunden haben, kann ich behaupten, geradezu überschwemmt worden zu sein! Insgesamt waren 8 Bewerberinnen dabei, die gute Abiturzeugnisse vorgelegt haben! Nicht dass ich darauf besonderen Wert legen würde, aber es zeigt, es gibt immer noch ausreichend junge, intelligente Menschen, die diesen schönen Beruf erlernen möchten! Es liegt hier eindeutig daran, wie sich unsere Branche aufstellt und wie eine gesamte Branche es schafft, sich für junge Menschen (wichtiger Nachwuchs) vollkommen unattraktiv zu machen!

Ich persönlich kann das ewige “Ich finde keine Azubis und Mitarbeiter” Geheule nicht mehr hören!

Hört endlich auf, euch unter Wert zu verkaufen und bezahlt euren Mitarbeitern vernünftige Gehälter und bietet ihnen eine besondere Ausbildung, mit Weiterbildung und Horizonterhöhung! Dann sind auch wieder motivierte Menschen zu finden!